Bundesweite Kunstaktion zum Geburtstag der Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner

Nein zum Krieg! Die Waffen nieder!

Die „Künstlerinnen und Künstler für den Frieden“ planen für den 14. Juni in ganz Deutschland Aktionen, die das Grauen des Kriegs offenbaren und die Sehnsucht nach Frieden sichtbar machen sollen. UZ sprach darüber mit Christiane Pacyna-Friese und Jane Zahn.

UZ: Wer seid ihr und was treibt euch an, eine bundesweite Kunstaktion zu organisieren?

Christiane Pacyna-Friese: Ich komme aus Dortmund, bin Physikerin, Künstlerin und Friedensaktivistin. Vor meinem inneren Auge sehe ich schon seit längerem einen Zug von Künstlerinnen und Künstlern, die auf ihre außergewöhnliche Art und Weise im öffentlichen Raum für Frieden eintreten und sich der gnadenlosen Militarisierung unserer Gesellschaft laut und eindrucksvoll entgegenstellen! Ich selbst gehöre der Gruppe Künstlerinnen und Künstler für Frieden an und wir haben in Zusammenarbeit mit den Frauen des Frauenmuseums das Konzept für die Kunstaktion erarbeitet!

Jane Zahn: Und ich lebe seit 12 Jahren in Rheinsberg in der Mark Brandenburg. Ich bin als Kabarettistin und Liedermacherin schon lange für Frieden unterwegs und war von der Idee, solch eine Aktion zu machen, gleich begeistert. Ich begegne immer wieder Menschen, die sagen: „Man kann ja doch nichts tun!“ oder „Was kann ich schon tun?“ Denen will ich eine Form anbieten, in der sie aktiv werden können.

UZ: Wie seid ihr auf Bertha von Suttner gekommen? Lebte die nicht in einer ganz anderen Zeit?

Jane Zahn: Diese Zeiten erleben wir gerade wieder: Krieg ist normal, Aufrüstung ist „alternativlos“, Friedfertigkeit wird verachtet. Bertha von Suttner hat dazu viel geschrieben, was auch heute noch aktuell ist, und sie ist als Vorbild gerade heute wieder wichtig, wo Kriegsvorbereitung überall im Schwange ist. Sie sprach von der geschürten „Atmosphäre von Angst, aus der heraus die Bewilligungen (der Aufrüstung) erwachsen sollen. Und wer verbreitet diese Angst? Wieder die militärischen Kreise. Die haben immer einen ‚unvermeidlichen‘ Krieg auf Lager, besonders einen solchen, der im nächsten Frühjahr losgehen wird‘.“

Der Militarismus ist alt, neu ist bloß, dass er wieder so in Mode gekommen ist.

UZ: Wer und was gab den Anstoß für eure Aktion?

Christiane Pacyna-Friese: Mit einem Besuch im Frauenmuseum Anfang Januar in Bonn fing alles an. Wir hatten gerade das August-Macke-Haus in Bonn besucht und waren sehr konfrontiert worden mit den Auswirkungen von Nationalismus und Krieg. Marianne Pitzen gab dann den Anstoß: „Wir Künstler und Künstlerinnen müssen als Gruppe etwas unternehmen!“

Das sahen wir in unserer Gruppe auch so. Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Januar konnten wir den Erstaufruf bereits verteilen. Viele, die wir ansprachen und anschrieben, zeigten sich erfreut und erleichtert über unsere Initiative. Sie ermöglicht es ihnen, mit ihren künstlerischen Mitteln und zusammen mit anderen Künstlern der aggressiven Kriegspolitik entgegenzutreten und für eine Politik des Frieden zu werben.

UZ: Was habt ihr vor?

Jane Zahn: In so vielen Städten wie möglich sollen am Samstag, dem 14. Juni, Kunstaktionen stattfinden unter dem Motto; „Nein zum Krieg! Die Waffen nieder!“ Kreative, bunte Aktionen sollen es sein, die auffallen, und die dokumentiert werden sollen. Ja, bunt sollen sie sein, auch wenn die einigende Farbe Weiß sein soll. Kunstaktionen, die die Auswirkungen des Krieges deutlich, die die Friedenssehnsucht hör- und sichtbar, die die Menschen aufmerksam und nachdenklich machen. Wir wünschen uns, dass der Bertha-von-Suttner-Tag Tradition wird. Wenn wir die Kriegsertüchtigung verhindern wollen, müssen wir als Künstlerinnen und Künstler deutlich sicht- und hörbar werden! Wir können mit unseren Mitteln die Menschen anders erreichen!

UZ: Könnt ihr schon Städte nennen, in denen so etwas passieren wird?

Christiane Pacyna-Friese: Ein unvollständige Auflistung: Berlin, Bonn, Dortmund, München, Saarbrücken, Bad Vilbel, Potsdam. Wir haben auf unserer Video-Konferenz, zu der alle, die sich bis dahin gemeldet hatten, eingeladen waren, die möglichen Aktionen besprochen. Wie können bildende Künstler ihre Werke präsentieren, wie können Mitmach-Aktionen gestaltet werden und so weiter.

Gedichte und Prosatexte lesen, Lieder singen, Musik spielen und Performances durchführen, Tänze aufführen, Bilder wirken lassen … der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Frauenmuseum in Bonn hat zum Beispiel gute Erfahrungen mit großen kunstvollen Hüten gemacht, die von den Teilnehmenden durch die Straßen getragen werden.

Wir werden in den einzelnen Städten Workshops entweder selbst durchführen oder anregen. Dort können der genaue Ablauf und die Beiträge der einzelnen Künstlerinnen und Künstler erarbeitet werden.

UZ: Dürfen nur Künstlerinnen und Künstler mitmachen?

Jane Zahn: Natürlich nicht! Es gibt schließlich bei solchen Aktionen so viel zu organisieren, dass alle willkommen sind! Zum Beispiel bei der Dokumentation: Fotos und Filme sollen davon zeugen, wie vielfältig der Widerstand gegen die sich rasant entwickelnde Militarisierung unseres Landes ist.

UZ: Wie kann man sich anschließen?

Christiane Pacyna-Friese: Wir haben eine Mailadresse info@kkffrieden.de, bei der man sich melden kann. Wir vermitteln gerne Anschluss an örtliche Gruppen oder einzelne Inte­ressenten vor Ort. Wir können und wollen nicht zentral die örtlichen Aktionen lenken. Das müssen die Friedensfreunde vor Ort machen. Aber wir helfen gerne bei der Vernetzung. Wir werden regelmäßig Video-Konferenzen organisieren, damit Ideen ausgetauscht und Erfahrungen mitgeteilt werden können. So bleiben wir mit allen in Verbindung, keiner muss sich allein fühlen. Das ist uns sehr wichtig: Mut machen zum Ausdruck der eigenen Ängste, des persönlichen Widerstands gegen die Kriegstreiberei. Natürlich empfehlen wir auch, sich an anderen Aktionen zu beteiligen, zum Beispiel am European Peace Project oder dem Berliner Appell. Auf unserer Webseite www.kkffrieden.de stellen wir immer wieder Informationen ein, auch Kunstwerke sind dort zu sehen und Videos, die uns Teilnehmer zur Verfügung gestellt haben.

Jane Zahn: Das genaue Datum des Geburtstags von Bertha von Suttner ist übrigens der 9. Juni Das ist in diesem Jahr der Pfingstmontag. An diesem Nachmittag gibt es bei mir in der Musikbrennerei Rheinsberg um 16.00 Uhr ein Geburtstagsfest mit verschiedenen Künstlern und ihren Beiträgen. Auch das ist Bestandteil der Aktion, und auch dazu lade ich herzlich ein! Nähere Infos und Kartenreservierung gibt es auf www.musikbrennerei.de

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Nein zum Krieg! Die Waffen nieder!", UZ vom 16. Mai 2025



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Tasse.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit