Lieferando-Beschäftigte streiken und demonstrieren in Berlin

Nicht ausliefern lassen!

Am Donnerstag wurde beim Essenslieferdienst Lieferando in Berlin gestreikt. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatte insgesamt etwa 1.900 Essenskuriere und Support-Mitarbeiter dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Trotz Wind und Wetter zogen die Beschäftigten vor die Konzernzentrale, um gegen die Auslagerung ihrer Jobs zu demonstrieren.

Lieferando will bundesweit etwa 2.000 Beschäftigte in Scheinselbständigkeit oder Subunternehmen abschieben. Sie wären dann Teil der sogenannten „Schattenflotte“, die dafür berüchtigt ist, dass sie sich nicht an gesetzliche Bestimmungen hält. Eine der Fahrerinnen sagte am Rande der Demonstration gegenüber dem rbb, was das für sie bedeuten würde: „Keine Sozialversicherung, keine Krankenversicherung, kein Urlaub“.

Veit Groß von der NGG Berlin forderte Lieferando noch einmal auf, einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag mit seiner Gewerkschaft abzuschließen. Ansonsten drohe, dass in „jeder deutschen Großstadt ausgebeutete Tagelöhner durch die Gegend fahren.“ Groß forderte die Politik auf, ihre Versprechen umzusetzen und der Verlagerung von Jobs einen Riegel vorzuschieben: „Die Bundesregierung muss schnell die europäische Plattformrichtlinie in nationales Recht umsetzen und ein Festanstellungsgebot verankern. Nur so können Betriebsräte gegründet werden.“ In der Fleischindustrie habe die Politik mit dem Verbot von Werkverträgen reagiert; ähnliche Maßnahmen seien jetzt für die Lieferdienste nötig, so der NGG-Sekretär.

Die Lebensmittelgewerkschaft NGG kämpft seit Jahren für einen bundesweiten Tarifvertrag bei Lieferando, unter anderem für einen Einstiegslohn von 15 Euro. In den letzten Monaten ist das Unternehmen dazu übergegangen, tausende Jobs auszulagern, ganze Standorte zu schließen und die Aufträge an Subfirmen zu vergeben. Anfang Oktober wurde der Mutterkonzern von Lieferando von dem internationalen Finanzinvestor Prosus übernommen.

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