Krokodilstränen und Doppelkorn

Oha!

Kolumne oder so

(Sch)Merz I. Friedrich Merz entdeckt die deutsche Vergangenheit und den Massenmord (auch) an Juden. Krokodilstränen en masse! „Der Holocaust sei so ‚radikal böse‘ gewesen, dass er … ‚einfach nicht hätte passieren dürfen …‘ Merz hielt einen Moment inne. Hörbar rang er um Fassung, ehe er den Satz beendete: ‚… unter uns Menschen‘.“ („Die Welt“) Tja, hätte der Bundeskanzler im Geschichtsunterricht etwas weniger weit hinten rechts gesessen, wüsste er, dass der Holocaust nicht „einfach passiert“ ist, sondern akribisch vorbereitet und durchgezogen wurde. Von Deutschen „unter uns“ Menschen. Isso.

Statistik I. Werde unter 22 Boulespielern Dritter. Was auch daran liegt, dass ich das Einzel auslasse. Scheint sich auszuzahlen: Wenn ich weniger mit mir selber spiele, gewinne ich mehr. Logik, du verrücktes Huhn, jetzt hab ich dich!

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Wahl I. In Dortmund haben die 16- bis 21-Jährigen den Rat der Stadt so gewählt: SPD 18 %, CDU 13 %, Grüne 15 %, AfD 8 %. Und „Die Linke“ 33 %! Das ist fast so viel wie die anderen Parteien zusammen. Nun kann man von „Die Linke“ halten, was man möchte. Ich jedenfalls lebe lieber in einer Stadt, in der die Jugend eher auf Frieden und günstigen Wohnraum setzt als auf genagelte Stiefel und Pechfackeln. Punkt.

Buch I. Für unser Büchlein „Dortmund Underground 1978 bis 1998“ haben meine jüngeren Mitschreiber auch sogenannte „Gruppen“ in den „Sozialen Medien“ (Facebook, Instagram und Co) eingerichtet. Manchmal finde ich sie, manchmal nicht, bin in dieser Parallelwelt nicht so firm. Jedenfalls finde ich sie gerade mal zufällig wieder, da hat ein „Follower“ das Foto einer UZ-Seite von 1983 eingestellt. Oha!

(Sch)Merz II. Der gleiche Kanzler weint übrigens eher wenig, wenn es um palästinensische Menschen geht: „Laut einer Sprecherin des UNO-Kinderhilfswerks sind seit Kriegsbeginn fast 18.000 Kinder in Gaza getötet worden.“ (srf.ch) „Ich will auch die israelische Regierung jetzt wirklich mit großem Nachdruck auffordern, die massiven militärischen Interventionen zu stoppen.“ (Merzchen) Das hat den weinerlichen Ton eines überforderten Vaters, der sein Kind zwar bis drei anzählen will, aber schon bei zwei weiß, dass das nix wird.

Wahl II. Die Jugendwahl ändert nichts daran, dass trotzdem 16,8 % der Dortmunder AfD gewählt haben. Fast jede/r Fünfte (!), dem ich begegne, wählt Faschisten. Was mich zu der Frage führt: Nehmen die Azoren eigentlich noch Einwanderer auf?

Buch II. Der UZ-Artikel ist eine ganze Seite Sport, und zwar über ein „Heiße-Eisen-Turnier“ der DKP Dortmund. Mit dabei: Ich und meine ehemalige Fußballmannschaft „Dynamo Doppelkorn“, auch ein fester Bestandteil der damaligen Dortmunder Szene. Okay, die zwei (!) Sportreporter der UZ nahmen es nicht allzu genau (es gab auch immer sehr viel Bier auf diesen Turnieren), sie verunstalteten uns als „FC Doppelkorn“. Was natürlich nur die halbe Schönheit unseres Namens an die Öffentlichkeit trug. Aber schon lustig, dass jemand eine UZ von vor 42 Jahren 2025 bestens erhalten in eine Facebookgruppe postet. Noch dazu zum Thema „Underground“. Oha!

Alter. Wenn man von einem Doppelkorn- – Entschuldigung, Doppelkopf-! -Wochenende mit sechs Personen zurückkommt und die Flasche „Three Sixty“-Wodka noch mehr als halbvoll ist, dann weiß man: Es ist auch alles nicht mehr so schön wie früher. „Da können wir ein Lied von singen“, flüstern die letzten noch lebenden Singvögel im Schrebergarten, den ich Sonntag noch kurz besuche. Ich muss ins Bett. Leute, Leute.

Statistik II. „Deutsche Bahn lässt offenbar Züge ausfallen, um Statistik zu verbessern.“ („Der Spiegel“) Und jetzt weiß ich doch auch nicht mehr weiter. Außer natürlich:

Oha!

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Zu einer Zeit, als die UZ noch Tageszeitung war, leistete man sich eine Sportseite – und zwei Sportreporter! (Foto: privat)

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"Oha!", UZ vom 26. September 2025



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