Die neue Ausgabe der Betriebszeitung „Auf Draht“, die von der DKP München und der Gruppe KAZ herausgegeben wird, ist erschienen. Wir dokumentieren an dieser Stelle den redaktionell leicht bearbeiteten Beitrag zur von zahlreichen Protesten begleiteten Schließung einer Postfiliale in München-Giesing. „Auf Draht“ online: dkp-bayern.de/aufdraht
Das Postamt an der Tegernseer Landstraße (kurz: Telapost) in München-Giesing war im April ruckzuck verschwunden, mitsamt Briefmarkenautomat. Noch tagelang gingen junge und alte Kunden durch die Tür in die Schalterhalle, um ihre Pakete und Briefe loszuwerden. Alles, was sie fanden, waren ein paar Zettel an der Wand mit der rotzfrechen Auskunft: „Sie benötigen Produkte und Leistungen von Deutsche Post und DHL? Diese werden hier in der Postbankfiliale nicht mehr angeboten. Ihre nächste Postfiliale Humboldstr. 42 (…)“. Mit dem Auto seien es ja „nur zwei Minuten“, war die hämische Antwort auf einen Protest des Bezirksausschusses im Januar.
Wie in diesem Protestschreiben an die Stadtverwaltung weiter erläutert wurde, erschwere die Schließung nicht nur den 53.795 Einwohnern in Obergiesing-Fasangarten das Leben. Auch für den wirtschaftlichen Standort Giesing mit seinen zahlreichen inhabergeführten Geschäften sei dies kontraproduktiv. Sie bräuchten täglich ein Postamt. Ein Postamt habe eine „zentrale Rolle im Stadtbezirk“, dafür solle sich die Stadt einsetzen. Stattdessen verwies der zuständige Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, Clemens Baumgärtner (CSU), auf zahlreiche sogenannte „Partnerfilialen“ in den angrenzenden Straßen.
Diese „Partnerfilialen“ der Post kündigen in letzter Zeit jedoch reihenweise den Postdienst. In München haben Schreibwarenläden und Getränkeläden nach ein paar Wochen das Postgeschäft eingestellt, weil ihre Arbeit bloß ausgenutzt worden sei. Im Landkreis schließt Rewe bis Ende Juli sechs Postfilialen, weil die Vergütungen der Post einen wenigstens einigermaßen wirtschaftlichen Betrieb nicht zulassen.
Dafür gibt es im Ausland immer mehr deutsche Postämter – und zwar militärische. Feldpoststellen sind mit Bundeswehrreservisten besetzt, die auf Kosten der Post ausgebildet werden. Es sind „Paketboten mit Schießausbildung“, wie es auf der Website der Bundeswehr heißt. Deutsche Soldaten sind mittlerweile wieder in einem Dutzend Einsätzen unterwegs, von Litauen bis zum Roten Meer. Der Feldpostbeauftragte, ein Oberstleutnant a. D., ist dafür verantwortlich, im Ausland stationierte Soldatinnen und Soldaten mit Post aus ihrer Heimat zu versorgen, von Geburtstagswünschen über die Postkarte aus dem Urlaub bis zum Weihnachtspaket mit Plätzchen.
Dieser Dienst wird bei einer militärischen Konfrontation umso wichtiger, weil andere Kommunikationsformen die Soldaten angreifbar machen. Die Feldpost wächst mit der Aufrüstung momentan in erschreckendem Tempo, während zivile Postämter vernichtet werden. Der Widerstand gegen diese Schließungen trägt zum Frieden bei. Viele Menschen sehen diesen Zusammenhang noch nicht.