Heizung, Brot und Frieden: Gespräche am DKP-Infotisch in München

„Kommt ihr zurecht?“

Auf Draht - Zeitung der DKP München und Gruppe KAZ

Die aktuelle Ausgabe der „Auf Draht – Zeitung der DKP München und Gruppe KAZ“ befasst sich unter anderem mit dem Thema, wie die Menschen mit den Folgen der Sanktionspolitik zu kämpfen haben. Und was sie tun, um über die Runden zu kommen.

Es wird kalt in Deutschland. Die sogenannten Rettungspakete der Ampel-Regierung dienen in erster Linie den Konzernen, für die Menschen gibt es Almosen. Die Teuerungen sind gigantisch. Die Inflation lag im Dezember 2022 bei 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, bei Lebensmitteln bei 20 Prozent. Der Gaspreis hat sich seit einem Jahr vervierfacht, Strom ist doppelt so teuer geworden. 2022 gab es in Bayern bereits 20 Prozent mehr Zwangsräumungen.

Am Infotisch der DKP, einmal im Monat an der Telapost in Obergiesing. Viele hasten vorüber. Wir sprechen die Menschen direkt an. Wie kommen sie mit den steigenden Energiepreisen zurecht? Spontane Antworten oft: Überhaupt nicht!

Auf die Frage, was sie tun: Nicht bezahlen! Das könnte bei den Energiekosten funktionieren, wenn sich genug Betroffene zusammentun. Eine Initiative dazu gibt es schon in Berlin. Sie nennt sich: „Wir zahlen nicht!“ Am Bistrotisch nebenan sitzen zwei Bauarbeiter. Nach anfänglicher Zurückhaltung – „Kommunisten?“ – berichten sie von ihrer 2-Zimmer-Wohnung in der Nähe. Sie teilen sich die Miete von 1.600 Euro, kalt. Von ihrer Heizkostenrechnung wissen sie noch nichts. Eine pensionierte Lehrerin, alleinstehend, sieht Probleme im Winter auf sich zukommen. Resignation ist spürbar in der ein oder anderen Lebensgeschichte, die wir hören. Es sind Anklagen gegen die Lebensumstände abseits vom Lehel oder Grünwald.

Noch ein Infotisch am MIRA, dem Einkaufszentrum am ­Hasenbergl, kurz vor den Feiertagen. Die Familie mit drei Kindern weiß nicht, wie sie über die Runden kommen soll. Sie haben vor einigen Tagen an einer Demo teilgenommen. Auf Nachfrage: „München steht auf“ – Nationalisten und AfD versuchen hier, im Armutsbezirk Münchens, verzweifelte Menschen zu fangen.

Ein Rentner, 87, ärmlich. Als Kind hatte er im Krieg gehungert, „Jetzt kommt die Scheiße wieder.“ Er hat 600 Euro Rente, seine Frau 400. 600 Euro gehen für die Miete weg. Er hat Wohngeld beantragt. Er weiß nicht, wie’s weitergeht.

Zwei Frauen, Mutter und Tochter mit Kinderwagen, beide arbeiten im Altenheim. Protestieren? Sie haben keine Zeit für Demos, aber sie sind in ver.di und wollen „mit der Gewerkschaft kämpfen“. Da sitzen drei Männer, der Jüngste spricht deutsch. Was können sie tun? Vorschlag: protestieren, streiken. Der junge Arbeiter darauf mit einigem Stolz: „Wir haben bei BMW gestreikt!“ Gut so!

Die Wirtschaftssanktionen der Ampel-Regierung gegen Russland zeigen in Giesing und am Hasenbergl eindrucksvoll ihre Wirkung. Die beiden Kolleginnen, der BMW-Arbeiter, sie geben die Antwort auf die Frage, die wir so oft hörten: Was kann man schon dagegen tun? Es ist der organisierte Kampf!

Wir brauchen eine Bewegung auf der Straße, in Gewerkschaften, Sozialverbänden, Mieterbewegung und Friedensbewegung: Druck machen gegen den Kurs der Bundesregierung!


Aus dem Armutsbericht der Stadt München 2022:
Jeder Sechste ist arm! Ein-Personen-Haushalte, die weniger als 1.540 Euro Nettoeinkommen im Monat zur Verfügung haben, gelten als armutsgefährdet. Für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen sind es nach Angaben des Sozialreferats 2.310 Euro, für Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren 2.000 Euro, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern über 14 Jahren 3.850 Euro.
Etwa 300.000 Bürger – also jeder Sechste – sind in München armutsgefährdet.


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"„Kommt ihr zurecht?“", UZ vom 3. Februar 2023



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