Auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit wurden geopolitisch die Weichen gestellt. Die Hegemonie des Westens ist zu Ende, eine neue, multipolare Weltordnung nimmt klar erkennbar Gestalt an. Klar erkennbar zumindest für diejenigen, die sich außerhalb des deutschen Mainstreams informieren.
In den großen deutschen Medien wurde über das Ereignis ausschließlich in negativem Ton berichtet. Die „Bild“ spricht von einem „Klassentreffen der Autokraten”. Die „Welt“ warnt vor einer „Front gegen die Freiheit” und Dunja Hayali verklärt im ZDF-„Morgenmagazin“ den Westen zum Garanten der Freiheit.
Entsetzt ist die deutsche Journaille auch darüber, dass in China Putin nur eine Woche nach dem Treffen mit US-Präsident Trump erneut der rote Teppich ausgerollt wurde.
Allerdings bleibt die Analyse dazu weit hinter dem Erforderlichen zurück. Während man in den deutschen Redaktionen weiterhin meint, deutsche moralische Hybris sei der Maßstab, an dem sich internationale Diplomatie auszurichten habe, ist die Realität eine andere. Die Bilder aus Alaska und aus China zeigen, dass die Versuche der Westeuropäer, Russland zu isolieren, nicht nur fehlschlugen. Inzwischen sind sie es, die isoliert sind. Nach der EU oder der Meinung Deutschlands kräht kein Hahn mehr.
Doch statt den Bedeutungsverlust angemessen einzuordnen, wiegt der Mainstream die eigene Leserschaft in einer Art moralischer Sicherheit. Während sich dort die Diktatoren versammeln, leuchtet das Licht der Demokratie über Westeuropa.
Auch das ist bei genauerer Hinsicht bizarr. Während die Zustimmungswerte zu Merz, Macron und Starmer im freien Fall sind, genießt der angebliche Diktator Putin in der eigenen Bevölkerung einen Rückhalt von über 80 Prozent.
Warum das so ist, ist schnell erklärt. Während in den Ländern Westeuropas und in der EU eine Machtvertikale errichtet wird, in der demokratischer Einfluss systematisch eliminiert und das öffentlich Sagbare durch Zensur, Narrativgleichschaltung und Gesetzesverschärfung eng gehalten wird, ist in Russland der Dialog zwischen Regierung und Bürgern weitgehend intakt.
Nicht im Osten, im Westen schwelt die Repräsentationskrise. Diese Tatsache zu übertünchen ist inzwischen zur zentralen Aufgabe des Mainstreams geworden.