Zu „Von Beginn an evolutionär“, UZ vom 27. Juni

Was morgen sein wird …

Wolfram Elsner, Bremen

Der Beginn des Lebens ist ebenso evolutionär wir alles Lebende: Was morgen sein wird, hängt davon ab, wie es heute ist. Die Forschung zur Entstehung des Lebens hat in den letzten 20 Jahren große Fortschritte gemacht. Wir wissen, dass die Ursprünge an vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig lagen. Und welcher „Zutaten“ (Konstellationen) es bedurfte. Es brauchte heiße Unterwasserquellen am Meeresboden, hohen Druck, den Sauerstoff im Wasser. Das konnte bestimmte Metalle und Mineralien lösen. Wir wissen heute, welche etwa 40 Elemente beteiligt sein müssen, um einen anhaltenden sogenannten Metabolismus (Stoffwechsel) auszulösen, und man kann es im Labor inzwischen rekonstruieren. Der Anfang des Lebens ist keineswegs schon eine Zelle, wie wir manchmal naiv denken. Es ist ein sich wiederholender Metabolismus in einer biochemischen Kombination von Elementen: Neue Elemente werden angezogen und „angedockt“ und der biochemische Prozess stößt bestimmte „Restelemente“ ab. Das wiederholt sich und stabilisiert sich und entwickelt sich weiter ins Biologische: Aufnahme und Ausscheidung. Aber selbst die ersten Zellen hatten weder eine Zellhaut noch einen Zellkern mit genetischen Informationen, es waren sogenannte Prokaryoten. Für die erste reguläre Zelle, sogenannte Eukaryoten, brauchte es noch weitere zwei Milliarden Jahre, bis die Fähigkeit zur informationsidentischen Zellteilung entstand. Parallel dazu musste die Erdatmosphäre von ihrem reduzierenden („lebensfeindlichen“) Charakter (Kohlenmonoxyd, Kohlendioxyd, Stickstoff, Schwefel) befreit und in eine Sauerstoffatmosphäre umgewandelt werden. Auch das besorgten erste Einzeller. Nach etwa 3 Milliarden Jahren „Arbeit“ (Metabolismus) entstand dann vor etwa 600 Millionen Jahren eine Sauerstoffatmosphäre, also so viel Sauerstoff, dass er nicht mehr vom Meer absorbiert werden konnte. Der machte später dann auch erst Mehrzeller möglich. Die ersten Einzeller konnten das Meer verlassen. Sauerstoff war nicht mehr nur im Wasser und Wasserdampf verfügbar, sondern als Gas, als Luft.

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"Was morgen sein wird …", UZ vom 18. Juli 2025



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