Zur Entlassung von US-Sicherheitsberater Waltz

Wer ist der nächste?

US-Präsident Donald Trump hat wieder einmal einen Sicherheitsberater verschlissen. In seiner ersten Amtszeit waren es vier. Michael Waltz ist das erste hochrangige Bauernopfer der Trump-Regierung 2.0. Er wurde auf die Position des UN-Botschafters weggelobt, Außenminister Marco Rubio wurde mit seiner Funktion beauftragt, bis ein neuer Sicherheitsberater gefunden ist. Die Position des UN-Botschafters ist mit der des Sicherheitsberaters nicht vergleichbar. Waltz wird damit Rubio direkt unterstellt. Waltz war mit einem Kommunikationsskandal in Verbindung gebracht worden, bei dem ein Journalist des Magazins „The Atlantic“ Zugang zu sensiblen Daten bekommen haben soll. Das dürfte allerdings nur vordergründig eine Rolle gespielt haben.

Als Sicherheitsberater gehörte ­Waltz zum innersten Machtzirkel in Washington mit direktem Zugang zum Ohr des Präsidenten. In den zentralen Themen – Ukraine, Israel/Iran, China – spielt er allerdings eine deutlich weniger wahrnehmbare Rolle als zum Beispiel Trumps Golf-Kumpel, der Immobilienspekulant Steve Witkoff. ­Waltz’ Rauswurf signalisiert in erster Linie, dass die Außendarstellung und die inneren Spannungen in Trumps Mannschaft ein neues Stadium erreicht haben.

Nicht zuletzt wegen seiner militärischen Vergangenheit vertritt der Special-Forces-Kämpfer Waltz, ebenso wie Pentagon-Chef Peter Hegseth, der auf eine ähnliche Karriere zurückblicken kann, einen extrem militanten Kurs in allen zentralen Politikfeldern der Regierung. Kriegsfalken wie Waltz und Hegseth, von denen es in der Trump-Truppe reichlich gibt, dürften maßgeblich dafür mitverantwortlich sein, dass sich der erratisch agierende Trump immer tiefer im Morast dieser Konflikte eingräbt und außerstande ist, irgendeines seiner selbstproklamierten Ziele zu erreichen. Von einem „Make America Great Again“ gar nicht zu reden. Statt den Stecker zu ziehen, hängt er in der Ukraine fest, und im Nahen Osten ermöglicht er den Zionisten, die ganze Region in Brand zu stecken. Seine selbstschädigende Zollpolitik tut ein Übriges.

Trumps Zustimmungsrate ist dramatisch abgestürzt. Er braucht dringend einen Erfolg und einen Sündenbock, auf den er sein spektakuläres Scheitern schieben kann. Waltz bietet sich da an. Hegseth könnte der nächste sein.

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"Wer ist der nächste?", UZ vom 9. Mai 2025



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