Rheinmetall expandiert – zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Deals wie am Fließband

„Rheinmetall-Aktie auf Rekordkurs“ – in den Börsennachrichten war man Anfang der Woche um Superlative bemüht. Der Rüstungskonzern hatte angekündigt, nun auch Kriegsschiffe bauen lassen zu wollen. „Ein Supermarkt für Waffen“ kommentierte die „Süddeutsche Zeitung“, es handele sich um eine „Expansion zum Vollsortiment“ in Sachen Rüstung, die sich da vollziehe.

Rheinmetall übernimmt die komplette Marinesparte der Bremer Lürssen-Gruppe, die Naval Vessels Lürssen (NVL). Dazu gehören in Deutschland Blohm+Voss und die Norderwerft in Hamburg, die Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven in Niedersachsen.

Die IG Metall äußerte sich in einer Pressemitteilung zum „Rüstungsdeal“. Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, spricht davon, dass es nun Klarheit gebe „über das gemeinsame Ziel von Rheinmetall und Lürssen“. Für die Beschäftigten und den Betriebsrat blieben aber viele Fragen offen. „Beispielsweise fehlen das industriepolitische Konzept und die konkret geplanten Synergien, von denen bei Rheinmetall die Rede ist.“ Von Sicherheit, Standort und Beschäftigung sowie guten Tarifverträgen ist die Rede.

Widerstand gegen die Übernahme ist von Seiten der Beschäftigten kaum zu erwarten. Warum auch? NVL ist nicht neu im Rüstungsgeschäft. Die Auftragslage sei gut, meint auch Friedrich, deshalb sehe er „kurzfristig keine Gefahr für die Beschäftigten“.

Rheinmetall beschäftigt nach eigenen Angaben rund 40.000 Menschen an 174 Standorten. Der NDR berichtet, dass NVL weltweit etwa 2.100 Beschäftigte hat und derzeit Aufträge in Höhe von rund 7 Milliarden Euro in den Büchern stehen.

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, freute sich über die Übernahme von NVL in einer Art und Weise, dass einem unheimlich werden muss: „Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein. Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus.“

Die Aussicht darauf, dass Rheinmetall-Produkte nun auch zu Wasser Leben auslöschen können, versetzt Anleger des Konzerns in Verzückung. Und es gibt noch mehr „gute Nachrichten“: Um die „Russen-Drohnen“ (Bild) vom Himmel zu holen, ist „Skyranger“ derzeit heiß begehrt. Es handelt sich dabei um ein mobiles Flugabwehrsystem, das auf Leopard-Panzer montiert werden kann.

Und wieder scheint alles ganz schnell zu gehen. Im ZDF-Interview kündigte Papperger an, dass das Skyranger-System in der Ukraine gegen Drohnen eingesetzt werden solle. Ein weiterer Rüstungsdeal im Umfang von mehren hundert Millionen Euro, den Rheinmetall verbuchen kann.

Papperger macht in diesem Zusammenhang eine seiner vollmundigen Versprechungen: „Jedes dieser Systeme kann ein Gebiet von vier mal vier Kilometern abdecken und bietet vollständigen Schutz vor Drohnen. Das bedeutet, dass alle unbemannten Fluggeräte zerstört werden.” Auf die Frage des ZDF-Reporters, ob das Flugabwehrsystem tatsächlich eine Trefferquote von 100 Prozent erreiche, antwortete Papperger: „Im Augenblick sehen wir das so.”

Der Skyranger-Deal ist wohl in trockenen Tüchern. Die Übernahme von NVL noch nicht ganz, eine Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden steht noch aus. Zum Kaufpreis äußern sich weder Käufer noch Verkäufer, Stillschweigen wurde vereinbart.

Angesichts der Milliardenumsätze im Rüstungsgeschäft ist das aber alles kein Thema. Rheinmetall ist auf einem ständigen Expansionskurs, staatlich finanziert natürlich. Der Aktienkurs des Rüstungskonzerns stand Anfang der Woche bei 1.957,00 Euro, ein Plus von 1.255,26 Prozent innerhalb von drei Jahren.

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"Deals wie am Fließband", UZ vom 19. September 2025



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