Wolken bestehen aus kleinen Wassertröpfchen. Prallen diese aufeinander, schließen sie sich zu immer größeren Wassertropfen zusammen – bis diese zu schwer werden. Dann beginnt es zu regnen. So wie die Wassertröpfchen werden im modernen Kapitalismus, im Imperialismus, aus kleinen Unternehmen große. Mit den Unternehmen wächst und verschärft sich auch die Konkurrenz zwischen ihnen. Die Konkurrenz um Rohstoffe, Absatzmärkte, um die besten Produktionsbedingungen, kurz: um den größtmöglichen Profit. Für diesen Profit werden Zehntausende Stellen abgebaut, soll die Arbeitszeit erhöht werden, werden Natur und Umwelt zerstört. Die Unternehmen werden größer, die Konkurrenz wächst. Wer den Kampf um die Absatzmärkte und Rohstoffe gewinnen will, für den reicht es nicht aus, nur im eigenen Unternehmen zu optimieren. Der moderne Kapitalismus braucht einen Staat, der massive Subventionsprogramme schmiedet, während Schulen zerfallen. Einen Staat, der je nach Situation Freihandelszonen oder Zölle einführt. Einen Staat, der die Konkurrenten im Zweifel auch militärisch bekämpft und Absatzmärkte sichert. So benennt die Bundeswehr ganz offen, dass es um die Sicherung freier Handelswege und den Zugang zu Rohstoffquellen und Absatzmärkten geht. Aus der ursprünglich ökonomischen Konkurrenz wird auch eine Konkurrenz zwischen den Staaten. Die Wassertropfen werden schwerer. Trump spricht es mit aller Deutlichkeit aus: Die US-amerikanischen Interessen sollen an die erste Stelle gestellt werden. Er will die Bodenschätze der Ukraine, den Zugriff auf den Panamakanal und die Annexion von Grönland. Wenn die EU jetzt 800 Milliarden Euro in Aufrüstung investiert, wenn Merz zusichert, „whatever it takes“, und Grüne und SPD zustimmen, wenn die AfD 5 Prozent des BIP für Rüstung fordert, dann geht es um nichts anderes: Die Verteidigung der eigenen Interessen, das heißt, der Interessen des europäischen, des deutschen Kapitals. So wie die Rüstungsausgaben explodieren, so wachsen die Wassertröpfchen an. Der Regen, der Krieg, er wird in der Ukraine, in Palästina, im Kongo schon geführt, er droht noch weiter zu eskalieren. Den Regen können wir nicht verhindern. Kriege schon. Seine Ursache, den Kapitalismus, müssen wir abschaffen.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der „Zeitung gegen den Krieg“.