Im Tale grünet Hoffnungsglück? Zurzeit nicht, Herr Goethe. Wir leben im Tal der Frustration und der Ängste. Vor Krieg, wirtschaftlichem Verfall, sozialem Abstieg, fortdauernder Regierungsinkompetenz, systemischer Entsolidarisierung der Menschen. Die noch Wachen empören sich, weshalb Lügner Gesetze erwägen, die der Wahrheit einen Maulkorb verpassen sollen. Diplomatie der Vernunft ist im Ampelgewirr und an einer Ministerin verwelkt, die fehlende Eignung durch Ellenbogen kompensiert und zu allem Unglück nun den Schoß von Mama UNO anpeilt.
Das kränkelnde Deutschland wird verlacht. Hinter vorgehaltener Hand von Macron und Starmer, die sonst nichts zu lachen haben und von ihren innenpolitischen Malaisen durch Säbelrasseln im Ukraine-Krieg ablenken. Offener schon in Staaten, die sich aus den Fesseln des „wertegeleiteten“ Westens verabschieden und wo man sich fragt, weshalb sich das einst so bestaunte germanische Wunderland durch immer neue Sanktionen selbst ins Knie schießt, auf günstige russische Energieträger verzichtet und für die geostrategische Sabotage an Nord Stream kaum noch ein Achselzucken übrig hat, während US-Dealer den lukrativen Weiterbetrieb bereits durchrechnen.
Man reibt sich die Augen, wie das einst so alerte Deutschland Innovationsschübe verschnarcht, der Abdrift von Unternehmen in die USA zugeschaut und das einträgliche China-Geschäft in angestaubter Vasallentreue zu Washington gedrosselt hat. Allen aufgeschreckten EU-Großköpfen, die den sprunghaft agierenden US-Präsidenten Trump für meschugge halten und ihre Hoffnung, ihn wieder einzuhegen, an die Mussolini-Verehrerin Meloni heften, dämmert das Falsche. Der Mann läuft nicht aus dem Ruder des Systems, er treibt den Kapitalismus ins raubtierhafte Extrem. Folglich heißt sein Interesse an der Ukraine: Rohstoffe. Nach Bidens Waffenlieferungen wird jeder Frieden dort ein amerikanisches Geschäft sein. Selenski, bei nüchternem Kalkül, müsste sich fragen, weshalb zum Teufel er die Friedensperspektiven von Istanbul auf Befehl des ungekämmten Emissärs aus London ausgeschlagen hat. Zu allem Leid und zu den Zerstörungen der Kriegsverlängerung kommt nun noch die wirtschaftliche Ausplünderung des Landes, während damals der Frieden zu günstigeren Bedingungen greifbar war.
Der Ukraine-Krieg, dem der politische und mediale Mainstream hierzulande seine Vorgeschichte kappt, musste für eine „Handreichung“ der noch amtierenden Außenamtschefin herhalten, wie man russische und belorussische Diplomaten von den Ehrungen der an der Befreiung Deutschlands beteiligten Sowjetsoldaten fernhält. Diese „Rausschmissempfehlung“, ein makabrer Tiefpunkt geschichtsklitternder Bundes-„Diplomatie“, ist zugleich eine Brüskierung des Bevölkerungswillens nicht allein, aber gerade im Osten. Kein Wunder, dass die Teilnahme am Gedenken auf den Seelower Höhen, wo der russische Botschafter und der belarussische Gesandte willkommen waren, in diesem Jahr sprunghaft stieg. Und die „russische Bedrohung“, mit der die Militarisierung der Gesellschaft angeheizt und die noch im alten Bundestag trickreich durchgepeitschten irrsinnigen Militäraufwendungen begründet werden? Sie ist eine Schimäre, eine ideologische Beschwörungsformel der Einheitsfront von Rüstungslobby und sich kriegstüchtig herrichtender Ostlandreiterei. Schon lacht eine Kabarettistin: Die Russen kommen mit dem verspäteten ICE, die deutschen Brücken tragen ihre Panzer nicht. In allem Ernst: Die Lehren des im Mai vor 80 Jahren zu Ende gegangenen Weltbrandes verbieten es, der Vorbereitung eines neuen tatenlos zuzuschauen. Werden wir friedenstüchtiger!
Und Goethes Hoffnungsglück? Das Grün vergiftet, aber von der Hoffnung kann man nicht gänzlich lassen. Die Konturen der erträumten Gesellschaft, auch wenn sie uns noch nicht am Horizont erscheinen, sind eine kraftspendende Vision. Denken wir daran, mit wie vielen Aufrechten in der Geschichte unserer Bewegung wir diese Erfahrung teilen!