Matteo Salvini bekennt sich im Wahlkampf zu den Verbrechen Mussolinis

Ein Faschist für Brüssel

Von Gerhard Feldbauer

Während der EU-Wahlkampagne hat der Chef der faschistischen Lega Italiens, Matteo Salvini, Vizepremier und Innenminister, vom Balkon des Palazzo Comunale in Forlì gesprochen. Forli liegt bei Predappio, dem Geburtsort Mussolinis, der dort in einem Ehrenhain begraben ist, und ist ein Wallfahrtsort der Faschisten. Auf diesem Balkon sprach der „Duce“ am 18. August 1944, während vor dem Palast an Laternenpfählen vier ermordete Partisanen aufgehängt zur Schau gestellt wurden.

Die vier zur Schau gestellten Partisanen, deren Ermordung Salvini mit seinem Auftreten gut hieß, gehören zu den Hunderttausenden Italienern, die in der so genannten Salò-Republik (so genannt nach dem Sitz Mussolinis in Salò am Gardasee) ermordet wurden. In diesem Marionettengebilde führten Wehrmacht, SS und Gestapo mit ihren italienischen Erfüllungsgehilfen – den Camicie Nere (Schwarzhemden) und der Miliz – gegen die italienische Bevölkerung einen erbarmungslosen Krieg. Beispiele hierfür sind die Ardeatinischen Höhlen in Rom, in denen am 24. März 1944 335 Geiseln aus Rache für einen Partisanenanschlag hingerichtet wurden, die Gemeinde Marzabotto, in der Ende September/Anfang Oktober 1944 1 836 Menschen von Wehrmacht und SS ermordet wurden oder der „Henker von Mailand“, Theo Saevecke, der verantwortlich für die Ermordung von über 2 000 Juden und Widerstandkämpfern war.

Insgesamt starben seit dem Beginn des nationalen Befreiungskrieges gegen das Besatzungsregime Hitlerdeutschlands, wie der bundesdeutsche Militärhistoriker Gerhard Schreiber in „Deutsche Kriegsverbrechen in Italien“ schrieb, circa 46000 Militärinternierte oder Kriegsgefangene, 37000 politisch Deportierte und 16600 zivile italienische Staatsbürger, darunter 7 400 Juden. Das bedeutete, „dass im statistischen Mittel – ohne die gefallenen Partisanen und regulären Soldaten – täglich 165 Kinder, Frauen und Männer jeden Alters ihr Leben verloren“.

In seinem rassistischen Kurs zur Vertreibung von etwa einer halben Million Migranten befindet sich der Lega-Führer ganz auf der Linie des von Mussolinis im Juli 1938 verkündeten „Rassenmanifests“, in dem die Rassegesetze Hitlerdeutschlands übernommen wurden. Am 11. März 2017 erklärte Salvini in Neapel: „Wenn wir an die Regierung kommen, werden wir die Roma-Lager und die Sozialzentren eliminieren.“ Die linke Zeitung „Manifesto“ schrieb, Salvini knüpfe am Antiziganismus der Nazis an, der „zu den widerwärtigsten und niederträchtigsten Formen des Rassismus“ gehört. Das kommunistische Internetportal „Contropiano“ erinnerte daran, dass die Nazis neben der „Endlösung der Judenfrage“ die „Lösung“ des „Zigeunerproblems“ durch Vernichtung in den Konzentrationslagern Dachau und vor allem Auschwitz planten. Salvinis Absicht, eine „Volkszählung“ unter den etwa 120 000 bis 180 000 Sinti und Roma durchzuführen, die ein Verstoß gegen die Verfassung gewesen wäre, die Erhebungen nach ethnischen Merkmalen verbietet, scheiterte am Einspruch Staatspräsident Mattarellas. Seitdem versucht Salvini, sie mit anderen Mitteln aus Italien zu vertreiben. Jüngste Beweise sind, wie zuletzt am 17. Mai „La Repubblica“ berichtete, dass in Rom seit Wochen die faschistischen Sturmtrupps der Lega „Forza Nuova“ und „Casa Pound“ die Umsiedlung von Sinti in die Stadtteile Torre Mauro und Casal Bruciato mit Drohungen wie „Hängt sie auf!“ und „Verbrennt sie!“ verhinderten. Das sei, so das Blatt „der bürgerliche Faschismus Salvinis“.

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"Ein Faschist für Brüssel", UZ vom 24. Mai 2019



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