Widerstand feiern: Buntes Stadtteilfest in Duisburg-Marxloh

„Ein Schatz, der uns besonders macht“

Die antirassistische und antifaschistische Initiative „Duisburg stellt sich quer“ hat am Sonntag zum „Marxloher Stadtteilfest gegen Rassismus“ eingeladen. Zahlreiche Besucher genossen das Programm auf der zentral in Marxloh gelegenen Piazza, trotz des Regens. Unter ihnen besonders viele Familien und Kinder.

Duisburg ist die zweitärmste Stadt Deutschlands, und das migrantisch geprägte Marxloh der ärmste Teil der Stadt. Bürgerliche Journalisten kommen hier nur vorbei, um wohlig schaudernd Armutspornos zu drehen. Das Stadtteilfest zeigt, was ihr Tunnelblick ihnen vorenthält. „Marxloh ist nicht nur Armut und Kriminalität“, sagt Erva von „Duisburg stellt sich quer“. „Marxloh steht für Stärke, Zusammenhalt und Vielfalt.“ Der Stadtteil sei „ein Schatz, der uns besonders macht“. Kinder wüchsen hier mehrsprachig auf. Ohne staatliche Hilfe oder Rückendeckung habe sich Marxloh zu einem wirtschaftlichen Motor entwickelt. Was wirklich störe, sei die systematische Verdrängungspolitik der SPD-regierten Stadt.

Damit verweist die Rednerin auf die rassistischen Zwangsräumungen, die Bürgermeister Sören Link mittels der sogenannten „Task Force Problemimmobilien“ durchführen lässt. Alleine 2023 habe es 1.200 Betroffene gegeben, kritisiert die Rednerin. Familien würden nachts aus dem Schlaf gerissen, Kinder wüssten nicht mehr, wie sie in die Schule kommen sollten. Ob Link wisse, was das mit Menschen mache, fragt sie rhetorisch. Marxloh werde bewusst kleingehalten. „Wir lassen uns nicht spalten!“, bekräftigt sie den Willen zum Widerstand der Menschen dort. Und fordert „soziale Zentren statt Kontrolleinheiten“.

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(Foto: Peter Köster)

Gegen diese rassistischen Zwangsräumungen kämpfen Anwohner, die sich in der Initiative Marxloher Nachbarn zusammengeschlossen haben. Die Initiative hat das Stadtteilfest mitorganisiert und informiert an einem Infostand über ihr Wirken. Zwischen Gesprächen mit besorgten Eltern basteln Kinder dort Ansteckbuttons. Sie kennen die Mitglieder der Initiative und deren Slogan: „Wir bleiben!“

Für das leibliche Wohl sorgen Aktive von „Duisburg stellt sich quer“. Sie haben Kuchen gebacken, gekocht, Getränke mitgebracht. Kinder malen Bilder oder basteln Perlenketten an Ständen von Bündnispartnern. „Stolipinovo in Europa“ ist vertreten, ein Verein, der sich um die Belange osteuropäischer Migranten kümmert. DKP und SDAJ Duisburg beteiligen sich, das Bündnis „Heizung, Brot und Frieden“, das Komitee gegen das Verbot von PSDU, der türkische Arbeiterverein ATIF, dessen Jugendverband YDG, Young Struggle, der Revolutionäre Jugendbund und viele andere.

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„Katjuscha“ und „Bella Ciao“ klingen auch auf Türkisch klasse. (Foto: Peter Köster)

Die erwachsenen Besucher genießen das Kulturprogramm. Der Rapper Tenor tritt auf. Er ist in Marxloh geboren und kennt das Viertel und seine Probleme. Ein Jugendlicher traut sich, zum ersten Mal überhaupt zum Mikrofon zu greifen. Sein Rap zeigt Potential, und das Publikum ist dankbar. Ein Highlight ist der Auftritt der Bochumer Liedermacherin Frollein. Sie nimmt den herrschenden Zeit(un)geist aufs Korn, mit tiefgründigem Witz und Verstand. Ihre Lieder erinnern an Georg Kreisler.

Das Stadtteilfest fällt auf – in Marxloh gibt es nicht viele kulturelle Angebote dieser Art. „Macht ihr das wieder?“, fragen leuchtende Kinderaugen die Organisatoren, als der Abbau beginnt.

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