Ägyptens Energieabkommen mit Israel

Fette Deals mit Zionisten

Im Frühjahr schien sich ein neuer Konflikt anzubahnen: Israelische „Sicherheitskreise“ wiesen auf eine zunehmende militärische Präsenz Ägyptens auf dem Sinai hin – über die vereinbarten Truppenzahlen hinaus und anscheinend als Reaktion auf den israelischen Genozid in Gaza. Der Ausbau militärischer Infrastruktur und die erhöhte Truppenzahl veranlassten noch im September israelische Beschwerden beim US-Außenminister. Während eines Treffens stellte Benjamin Netanjahu persönlich Marco Rubio eine Liste mit angeblichen Verstößen Ägyptens gegen den israelisch-ägyptischen Friedensvertrag von 1979 vor. Doch im Hintergrund wurde schon längst ein neuer Deal verabredet: israelische Erdgaslieferungen an Ägypten im Wert von 35 Milliarden US-Dollar.

Ägypten verfügt selbst über Erdgasvorräte und die Produktion konnte noch vor wenigen Jahren den inländischen Verbrauch decken. So wurden 2021 knapp 68 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert, im Jahr davor lag der Verbrauch bei nur 61 Milliarden Kubikmeter. Ab 2008 gab es sogar Lieferungen aus Ägypten nach Israel über eine Pipeline auf dem Sinai. Doch nach mehreren Anschlägen auf die Pipelines stoppte Ägypten 2012 diese Gaslieferungen.

Mittlerweile kann Israel für die nächsten Jahrzehnte neue Gasfelder im Mittelmeer nutzen und liefert daraus seit 2020 Erdgas in kleinerem Umfang nach Ägypten – ein Drittel der Menge, die jetzt verabredet wurde. Nur zu Beginn des Krieges wurde der Gasexport von Israel vorübergehend unterbrochen.

Die Erdgaslieferungen aus Israel sind weniger für den heimischen ägyptischen Markt gedacht. Seit 2022 strebt die EU eine Energiepartnerschaft mit Israel und Ägypten an. Erdgas aus Israel soll per Pipeline nach Ägypten geliefert, dort verflüssigt und per Schiff nach Europa exportiert werden. Die ägyptische Infrastruktur für Gasverflüssigung und Export in Idku und Damiette war lange nicht ausgelastet, wurde jetzt aber aufgrund der jüngsten Entwicklungen verstärkt.

Der Deal sei eine rein wirtschaftliche Entscheidung und umfasse keinerlei politische Inte­ressen, betonte Diaa Rashwan, der Chef des Staatlichen Informationsdienstes Ägyptens. Er würde die Rolle Ägyptens als alleinigem Zugang zu den Energiequellen des östlichen Mittelmeeres festigen.

Doch tatsächlich haben die USA beträchtlichen Druck auf Energieminister Eli Cohen und Ministerpräsident Netanjahu ausgeübt, die Vereinbarung mit Ägypten zu billigen. Noch im Oktober hatte US-Energieminister Christopher Wight einen Besuch in Israel abgesagt, nachdem sein israelischer Kollege Cohen die Unterschrift unter den Deal verweigert hatte. Die USA wollen bessere Beziehungen zwischen Ägypten und Israel durch gemeinsame wirtschaftliche Inte­ressen erreichen.

Mittlerweile preist Netanjahu das Abkommen, weil es beträchtliche Gewinne in die öffentlichen Kassen spülen würde. In einer Videobotschaft zusammen mit Cohen erklärte er, der Deal werde in den nächsten acht Jahren 18 Milliarden US-Dollar für Israel bringen. Geld, das Israel nach den bisherigen Kosten des Krieges und den Ausfällen in Tourismus und Wirtschaft dringend braucht.

Und die Kosten für Israel werden in Zukunft noch steigen. Das Militär schätzt, dass mit den Truppenstationierungen im Libanon und in Syrien die Armee belastet wird wie schon lange nicht mehr. Es gibt einfach zu wenige Soldaten.

Die Kosten der expansiven israelischen Politik werden von der israelischen Gesellschaft zu tragen sein – oder eben finanziert über Energieverkäufe aus den großen Lagerstätten vor der israelischen Küste nach Europa, mit Ägypten als Zwischenhändler.

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"Fette Deals mit Zionisten", UZ vom 26. Dezember 2025



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