Die Gewerkschaft ver.di hat bundesweit 11.732 Beschäftigte im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. In Nordrhein-Westfalen beteiligten sich 3.321 Kolleginnen und Kollegen an dieser Befragung. Die Ergebnisse seien „dramatisch“, so ver.di.
Die folgenden Ergebnisse gelten für NRW, sind aber mit den bundesweiten Ergebnissen nahezu deckungsgleich: 78 Prozent der Beschäftigten halten ihren Lohn für wenig oder gar nicht angemessen. Bei 53 Prozent der Befragten reicht der Monatslohn nur gerade so aus, bei 17 Prozent reicht er gar nicht aus. 66 Prozent glauben nicht, dass ihre Rente später ausreichen wird. 68 Prozent geben an, dass sie gesundheitlich in hohem oder sehr hohem Maße belastet sind. 79 Prozent glauben, den Job nicht bis zur Rente ausüben zu können. Und 49 Prozent geben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung gestiegen ist.
Das sei ein „erschreckendes Abbild der bundesweiten Situation“, so Henrike Eickholt. Sie ist ver.di-Landesfachbereichsleiterin Handel in NRW. „Der Handel ist ein zentraler Pfeiler unserer Wirtschaft und hat direkten Einfluss auf unser tägliches Leben. Es ist für uns nicht hinnehmbar, dass Beschäftigte dieser Schlüsselbranche ihre Einkommenssituation und ihre Rentenperspektive so dramatisch einschätzen.“
Laut ver.di sind aktuell nur noch rund ein Drittel der Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Handel tarifgebunden. Die Tarifbindung müsse dringend gestärkt werden. Die Gewerkschaft fordert deshalb, dass öffentliche Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden dürfen. Auch bei der Ansiedlung von Handelsunternehmen solle die Frage der Tarifbindung für die Vergabe von Fördermitteln maßgeblich sein. Tarifflucht dürfe keinen Wettbewerbsvorteil darstellen.
Eickholt weist darauf hin, dass im nächsten Jahr eine Tarifrunde anstehe, auf die sich ihre Gewerkschaft nun vorbereite: „Gute und gesunde Arbeit ist kein Luxusgut. Sie ist Grundvoraussetzung, um die Motivation und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu sichern.“ ver.di fühle sich durch die Ergebnisse der Befragung bestätigt und werde weiter für Verbesserungen kämpfen.