Schmerzen und Tote Hosen

Ja, ich mein, klar.

Kolumne oder so

Arztbesuche (außerplanmäßig) I. „Lassen Sie alles machen“, haben die Zahnärzte gesagt. „Dann haben Sie 15 Jahre Ruhe“, haben die Zahnärzte gesagt. Das war vor nur zwei Jahren. Jetzt sitz’ ich bei selbigen, spontan angereist mit einem Gesicht wie Quasimodo. „Oh“, sagen die Zahnärzte, „da ist ja alles entzündet, da machen wir erst mal eine Wurzelbehandlung“. Ja, ich mein, klar.

We(h)rdienst denn? I. „Es muss auf jeden Fall eine Struktur bei der Bundeswehr geschaffen werden, die eine zügige Rückkehr zur Wehrpflicht möglich macht.“ (Jens Spahn) Idiot. Spahns Kinder an die Front! Ach nee, geht ja nich‘.

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Kultur. Entspannung zwischen immer aberwitzigeren Forderungen wie Altersarbeit, Sozialeinschnitten und Bürgergeldkürzungen. Bernadette La Hengst („Ich heiße wirklich so, nur das ‚la‘ ist ein Künstlername“) spielt umsonst (so nämlich!) und draußen „am U“. Und liest und singt schlaue Sachen: „Tu nie das, was die Welt von dir will / Sei streitbar und individuell / sei nicht immer nur dagegen / Sei auch mal dafür / wenn es sich lohnt“. Isso!

Beziehungsstatus I. Ich steh an der Kasse, beim Rewe. Lege zwei Flaschen Rotwein, zweimal Lachs, Käse und Baguette sowie Schokolade auf das Laufband. „Besuch heute Abend?“, fragt zwinkernd die ältere Kassiererin. Ich dreh’ mich um, keiner da. Versteh’ ich nicht.

We(h)rdienst denn? II. „Die politische Lage in Deutschland und in Europa zwingt uns gerade dazu, dass wir diese Tradition wieder aufleben lassen.“ (Friedrich Merz). Ein perfide gezwungener Kanzler, ganz ungewollt, ein Opfer quasi: Ja, ich mein, klar.

Arztbesuche (außerplanmäßig) II. „Wir machen das jetzt mal zwei Wochen zu“, sagen die Zahnärzte, „und danach müssen wir den Zahn ausgraben.“ Zahnarztopfer aller Länder, vereinigt euch!

Sonntag. 2:13, 3:13, 2:13. Boulen unter Antibiotika und alkoholfreiem Bier ist ähnlich ernüchternd wie eine Rede von Philipp Amthor morgens vorm ersten Kaffee. Bekomme nach der dritten vernichtenden Niederlage einen Schluck Jägermeister angeboten. Guck auf die Uhr: 14.17 Uhr. Ja, ich mein, klar.

We(h)rdienst denn? III. „Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun.“ (Campino) Die Toten Hosen – das Fähnlein im Wind. Oder auch: Die SPD unter den Deutschrock-Bands.

Beziehungsstatus II. Wir grillen im Garten, Freund M., der Gartenbro und ich. Es gibt Wurst und Salat, gegrillte Paprika und Weißwein. Keine Frau weit und breit. „Fehlt was?“, fragt M. „’enf“ nuschelt der Gartenbro mit Wurst im Mund. Ich sag’ mal: Ja, ich mein, klar.

Realität vs. Scheiße labern. „Wer arbeitet denn jetzt zu wenig?“ „Zum Beispiel – ja, machen wir es konkret – Rentner in Deutschland.“ (CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, 48, derzeitiger Brutto„lohn“ 11.227,20 Euro). Das ist der, dessen Vita bei Wikipedia genau ein (!) Jahr echte Arbeit aufzählt: „Von 1998 bis 1999 arbeitete er für ein Jahr in der Buchhandlung seiner Eltern in Paderborn.“ Ja, ich mein …

… NEIN!

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"Ja, ich mein, klar.", UZ vom 5. September 2025



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