Zum Krieg gegen Gaza

Mörderisches Schweigen

Es sind nicht etwa die vier apokalyptischen Reiter der Eroberung, des Krieges, von Hunger und Tod, die all das Leid über Gaza bringen. Es ist der Wille der israelischen Regierung, alles zu tun, um Gaza zu zerstören. Israelische Politiker wehrten sich gar gegen den Vorwurf, sie hätten womöglich ein Einsehen und würden die totale Blockade des Gazastreifens aufheben wollen. Verteidigungsminister Katz drückte sich bei einer Gelegenheit missverständlich aus und musste später klarstellen. „Israels Politik ist eindeutig: keinerlei humanitäre Hilfe wird nach Gaza gelangen.“

Und um das ganz deutlich zu machen, griffen israelische Drohnen eine Flottille von Schiffen an, die symbolisch als Blockadebrecher nach Gaza fahren wollten. Ein Schiff wurde schwer beschädigt.

Es war ein Angriff auf offener See, gegen jedes Recht und Gesetz, und all die Staaten, die sonst mit ihren Schiffen für die „Freiheit der Seefahrt“ provokativ das Südchinesische Meer befahren oder den Jemen bombardieren, schwiegen zu dem Vorgang.

Keinerlei humanitäre Hilfe – was bedeutet das eigentlich für die Menschen, die in Gaza vom Tod bedroht sind? Fachleute, Mediziner, Vertreter von UN und von Hilfsorganisationen verlangen immer wieder sofortige Aktionen gegen die Blockade – vergebens. Es gibt nicht einmal – wie vor einem Jahr – den Versuch, eine Pier zu errichten oder eine Versorgung aus der Luft zu ermöglichen.

Die totale Blockade von Gaza, die das Leben der Menschen bedroht, vom Kleinkind bis zum Greis, scheint den meisten Vertretern von Regierungen weithin belanglos. Mit unerträglicher Nonchalance sehen sie über die totale Blockade hinweg. Zwei Millionen Menschen von Bomben, Hunger und Krankheiten bedroht? So what …

Mittlerweile zieht Israel zehntausende Reservisten ein und bereitet in den nächsten Wochen eine große Offensive gegen die Reste von Gaza vor. Das Rechtsaußenkabinett von Netanjahu beschloss, weitere Teile von Gaza militärisch zu besetzen. Die Menschen sollen in den Süden vertrieben werden, erst dann soll es wieder humanitäre Hilfe geben – unter Israels Kontrolle. Und eine irgendwie geartete internationale Reaktion ist nicht existent.

Stattdessen gibt es Kampagnen: „Nie wieder ist jetzt“. Aufgerufen von Parteien und Regierungen demonstrierten Zehntausende oder Hunderttausende unter dieser Parole.

Die Parole stimmt. Nie wieder ist jetzt – doch der Ort ist Gaza.

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"Mörderisches Schweigen", UZ vom 9. Mai 2025



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