„Unsere Jobs sind wichtiger als eure Profite“ – diese Aussage bestimmte den Protest der Beschäftigten von Bosch Waiblingen vor dem Mercedes-Museum in Stuttgart. Am 14. Oktober fand dort eine Tagung mit dem Titel „Zukunft der Mobilität“ statt. Mit dabei war auch Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. Die Kolleginnen und Kollegen nutzten diese Gelegenheit, um ihren Unmut über Werksschließungen und Arbeitsplatzvernichtung öffentlich zu machen. Bis 2030 sollen bei Bosch weltweit 13.000 Stellen gestrichen werden, dazu kommen noch 9.000 Stellen aus vorherigen Ankündigungen. Insgesamt geht es also um die Vernichtung von 22.000 Arbeitsplätzen. Mit ihren Transparenten und Parolen machten die Beschäftigten deutlich, dass sie diesen Kahlschlag nicht hinnehmen wollen.
Viele von ihnen waren aus Waiblingen angereist, um konkret gegen die Schließung der dortigen Produktion von Steckverbindern für den Automobilbau zu protestieren. Betroffen sind hier rund 560 Kolleginnen und Kollegen. Bis Ende 2028 soll diese Fertigung auslaufen, die das Herzstück des Waiblinger Werks darstellt.
Die Beschäftigten fordern eine Standortsicherung für Waiblingen und die anderen bedrohten Werke. Statt Personalabbau wollen sie Investitionen in neue Produkte, Mitbestimmung bei jeder Entscheidung zur Transformation sowie ein klares Bekenntnis zur sozialen Verantwortung – auch international.
„Zukunft gibt es nur mit uns“ ist eine ihrer Losungen – und dass Arbeitsplätze wichtiger sind als Profite. Unterstützt wurden sie von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bosch-Werken und von Vertrauensleuten von Mercedes Untertürkheim. „Wenn drinnen über digitale Transformation gesprochen wird, während draußen Kolleginnen und Kollegen um ihre Arbeitsplätze bangen, dann läuft etwas grundlegend schief“, heißt es in ihrer Erklärung. „Globalisierung darf keine Einbahnstraße sein“, fordern die Vertrauensleute. Wer Gewinne aus internationalen Märkten schöpft, darf nicht im selben Atemzug die soziale Basis im Inland kappen.
Bereits am 1. Oktober gab es in Waiblingen eine hitzige Betriebsversammlung, auf der 400 Kolleginnen und Kollegen ihren Frust und ihre Wut über den Kahlschlag zum Ausdruck brachten. Mit roten Schildern mit der Aufschrift „Nicht ohne Kampf“ zeigten sie ihre Bereitschaft. Ein von den Vertrauensleuten am Standort an die Werksleitung vergebener „Oscar für die beste schauspielerische Leistung der vergangenen Jahre“ zeigte ihren Unmut. „Bei diesem personellen Kahlschlag reden wir nicht nur über die Menschen, die ihren Job verlieren. Wir reden auch über das Risiko, dass eine ganze Region einen Schlag abbekommt, der das soziale Zusammenleben über Jahre erschüttern wird“, so Susanne Thomas, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Ludwigsburg-Waiblingen. Sie fordert die Entwicklung nachhaltig erfolgreicher Produkte.
Der Waiblinger Betriebsratsvorsitzende Stefano Mazzei kritisiert, dass der Standort in der Region sehenden Auges abgewirtschaftet wurde; statt im Ländle wird lieber in Fernost produziert. „Bei uns wurden notwendige Sanierungen und die Investition in moderne Maschinen verschleppt, während in Thailand Millionenbeträge investiert wurden und werden. Jetzt wirft man uns vor, dass wir nicht kosteneffizient genug sind.“ Er kündigt an: „Wenn wir keine gemeinsame Lösung für den Erhalt der Arbeitsplätze finden, rufen wir zu Aktionen auf.“
Die Belegschaft in Waiblingen will sich nicht mit einem sozialverträglich gestalteten Personalabbau abspeisen lassen. Sie will das Werk erhalten und dafür ist sie auch bereit zu kämpfen. Das hat sowohl die Betriebsversammlung als auch der Protest vor dem Museum gezeigt.