Entspannung pur, Abschalten vom Stress des Alltags, raus in die Natur. Für 67 Euro plus 12,90 Euro Vermittlungsgebühr an Airbnb gibt es pro Nacht eine Blockhütte in Itamar. Eine „Unterkunft mit biblischer Aussicht“, wie es beim Reiseunterkunftportal malerisch heißt. „Dieser Ort Giv‘at Janoah befindet sich in den Hügeln von Itamar. Es ist ein Ort direkt in der Natur und soll Reisende aufnehmen, die einen direkten Kontakt zur Natur haben möchten. Vom Fenster des Hauses aus kannst du den Berg Ebal und Gerizim sehen (…)“. Bisherige Gäste sind voll des Lobes: „Schöner und ruhiger Ort, perfekt für Paare, die Ruhe und Frieden wollen.“ Kein Wort davon, dass die Unterkunft in von Israel völkerrechtswidrig besetztem Gebiet liegt. Auch nicht bei der Bewerbung des neuen und ruhigen B&B „im Herzen der Siedlung Raveh“, der Gastgeber verspricht „ein rustikales Erlebnis in gemütlicher Atmosphäre“. Die Unterkunft „befindet sich im Herzen von Samaria, mit einfachem Zugang zur Stadt Ariel, 10 Autominuten von der Universität entfernt“ und sei „perfekt für Paare und Einzelpersonen, die Ruhe und echte Entspannung suchen“. 64 Euro plus 12,40 Euro für Airbnb, Nutzung der Sonnenterrasse mit Gartenmöbeln plus Parkplatz inklusive. Mit gut Glück bekommt man auch vom wachsenden Terror der israelischen Armee und rechtsextremer Siedler im Westjordanland nichts mit. Ein separates Straßensystem für israelische Staatsbürger und befreundete Gäste sorgt dafür, dass man mit der angestammten Bevölkerung und deren Widerstand gegen die Besatzer nicht in Berührung kommen muss.
Francesca Albanese, Sonderberichterstatterin über die Lage der Menschenrechte in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten, greift in ihrem aktuellen Bericht A/HRC/59/23 „Von der Besatzungsökonomie zur Genozidökonomie“ auch das Profitgeschäft von Airbnb und Co. in den okkupierten Gebieten an: „Große Online-Reiseplattformen, die von Millionen Menschen zur Buchung von Unterkünften genutzt werden, profitieren von der Besatzung, indem sie Tourismus verkaufen, der die Siedlungen aufrechterhält, Palästinenser ausschließt, die Narrative der Siedler fördert und die Annexion legitimiert.“ Und weiter: „Booking Holdings Inc. und Airbnb, Inc. bieten Unterkünfte und Hotelzimmer in israelischen Siedlungen an. Booking.com hat seine Inserate im Westjordanland mehr als verdoppelt – von 26 im Jahr 2018 auf 70 im Mai 2023 – und seine Inserate in Ostjerusalem verdreifacht, auf 39 im Jahr nach Oktober 2023.“ Auch Airbnb habe seinen „kolonialen Profit ausgeweitet – von 139 Inseraten im Jahr 2016 auf 350 im Jahr 2025 – und kassiert dabei bis zu 23 Prozent Provision.“ Albanese benennt den Zusammenhang zum Agieren der Besatzungsmacht Israel deutlich: „Diese Inserate stehen im Zusammenhang mit der Einschränkung des palästinensischen Zugangs zu Land und der Gefährdung umliegender Dörfer. In Tekoa ermöglicht Airbnb Siedlern die Bewerbung einer ‚warmen und liebevollen Gemeinschaft‘, während gleichzeitig die Gewalt gegen das benachbarte palästinensische Dorf Tuqu‘ verharmlost wird.“ Albanese erinnert daran, dass sich Booking.com und Airbnb seit 2020 in der Datenbank des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) befinden. Booking.com möge Immobilien als „palästinensisches Gebiet, israelische Siedlung“ kennzeichnen, „profitiert aber weiterhin von den Siedlungen und sehe sich in den Niederlanden mit Strafanzeigen wegen Geldwäsche konfrontiert. Airbnb entfernte 2018 kurzzeitig Inserate aus illegalen Siedlungen, revidierte diese Entscheidung jedoch unter Druck und spendet nun angeblich Gewinne an ‚humanitäre‘ Zwecke – eine Form der ‚humanitären Schönfärbung‘ kolonialer Profite“.
Die US-amerikanische Bürgerrechtsgruppe Codepink hat nun eine internationale Petition gestartet „Airbnb: Stop Listing Properties On Stolen Land!“ Die Listung von Unterkünften in illegalen israelischen Siedlungen auf gestohlenem palästinensischem Land habe weitreichende Auswirkungen: „Wenn Airbnb solche Inserate zulässt, ermutigt das Israel, die Annexion palästinensischen Landes zu beschleunigen, Siedlungen zu legitimieren und sie als Teil des israelischen Staatsgebiets zu integrieren.“ Die Petition ruft Airbnb auf, sämtliche Inserate zu illegalen israelischen Siedlungen in besetztem Palästina zu entfernen. „Im Jahr 2018 verpflichtete sich Airbnb, über 200 Inserate in illegalen Siedlungen auf gestohlenem palästinensischen Land zu entfernen. Kurz darauf wurde diese Entscheidung rückgängig gemacht – unter dem Druck von Klagen durch Siedler, denen die Unterkünfte gehörten. Seitdem hat der Staat Israel in den letzten anderthalb Jahren grausame Verbrechen in Palästina begangen – Verbrechen, die immer wieder von internationalen Menschenrechtsorganisationen und den Vereinten Nationen dokumentiert und verurteilt wurden.“ Es sei „die Verantwortung von Airbnb, sich nicht mitschuldig zu machen“ und seine „Macht als größte Plattform für Ferienunterkünfte weltweit verantwortungsvoll zu nutzen und sich an internationales Recht zu halten“.