Kunstsammlung der Uni Göttingen zeigt das Werk „Baumskelett“ und andere Expressionisten

Pechstein-Gemälde wieder zugänglich

Von Kai Böhne

Besucherinnen und Besucher können die Dauerausstellung mit Pechsteins restauriertem Baumskelett und den anderen Expressionisten noch an zwei Sonntagen bewundern.

Wann? 6. und 13 März von 10 bis 16 Uhr

Wo? Im Auditorium an der Weender Landstraße 2 in Göttingen

Seit Kurzem ist das 1921 entstandene Gemälde „Baumskelett“ des expressionistischen Malers Max Pechstein (1881–1955) vorübergehend wieder öffentlich zu bewundern. Es befindet sich in der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Dank einer Patenschaft eines Göttinger Ehepaars „wurde das Werk restauriert und erstrahlt nun wieder in vollem Glanz“, erklärt die Hochschule.

Jahrelang befand sich Pechsteins „Baumskelett“ in sehr schlechtem Zustand. Die brüchig gewordene Malschicht drohte abzuplatzen; ein dunkler Schmutz- und Staubfilm unterdrückte die strahlende Farbigkeit des Gemäldes.

Die Dauerausstellung „Im Profil – Göttinger Köpfe“ wurde temporär um zwei Pechstein-Gemälde und mehrere Expressionisten erweitert, erläutert Dietrich Meyerhöfer, Kunsthistoriker und Mitarbeiter an der Kunstsammlung. Zu sehen ist ein Gemälde und eine Zeichnung von Paula Modersohn-Becker aus der Zeit, bevor sie nach Paris zog, ein Werk von Erich Heckel, ein Aquarell von Emil Nolde, ein beidseitiges Skizzenblatt von Franz Marc und eine Mappe mit 12 Blättern von Wassily Kandinsky.

Max Pechstein war zeitweilig Mitglied der Künstlergruppe „Brücke“. Er gilt als ein Hauptvertreter des Expressionismus in Deutschland. Sein Malstil zeichnet sich durch eine leuchtend expressive Buntfarbigkeit aus, die auch das Göttinger Gemälde prägt. Es zeigt den titelgebenden abgeknickten Baum unmittelbar im Vordergrund, eingebettet in eine offene, sonnenbeschienene Landschaft. Max Pechstein gelingt es hier, die sommerliche Stimmung in dem kleinen Ostseeort Leba in Ostpommern einzufangen, in dem er 1921 die Sommermonate verbrachte.

Der Maler schätzte und genoss das ungezwungene Leben in der Natur. Zwischen 1909 und 1944 verbrachte er mehrfach jeweils mehrere Sommermonate an der Ostsee. Er bevorzugte die pommerschen Küstenorte Leba und Rowe im heutigen Polen sowie Nidden auf der Kurischen Nehrung im heutigen Litauen. Das Meer und die Sonne inspirierten Pechstein. In Aquarellen, Zeichnungen und Ölbildern hielt er Menschen fest, die in der Natur arbeiten. Mehrere Werke thematisieren den Fischfang und die Mühen der Fischer und Seeleute. Pechsteins lebenslange Lust am Experimentieren mit Material und Technik und seine Faszination der Darstellung des menschlichen Körpers lassen sich in seinem gesamten farbintensiven Werk erkennen.

Die Kunstsammlung der Universität Göttingen hat eine lange Tradition, sie reicht bis in das Jahr 1795 zurück. Seinerzeit hinterließ Johann Wilhelm Zschorn (1714–1795), Kunstsammler und Sekretär am Oberappellationsgericht in Celle, der Georgia Augusta testamentarisch über 270 Gemälde vorrangig niederländischer und flämischer Maler. Drei Pferdewagen waren 1796 nötig, um die Kunstwerke nach Göttingen zu transportieren. Zschorns Stiftung war an die Bedingung geknüpft, die Werke sorgsam aufzubewahren, öffentlich auszustellen und in den Dienst der akademischen Ausbildung zu stellen. Das Fach Kunstgeschichte gab es damals noch nicht an der Göttinger Universität.

Heute umfasst der Bestand der Kunstsammlung der Universität Göttingen etwa 300 Gemälde, 2 500 Zeichnungen, 15 000 Blatt Druckgrafik, rund 100 Skulpturen sowie 150 Werke von Videokünstlern. Göttingen verfügt damit über die älteste explizit als Lehrsammlung angelegte universitäre Kunstsammlung Deutschlands.

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"Pechstein-Gemälde wieder zugänglich", UZ vom 4. März 2016



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