Eine Doku über die Frauen des Bauernkriegs

Wo war Eva?

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“, fragten die Bauern 1525, bevor sie sich gegen die Herrschenden erhoben, gegen die ihrer Meinung nach falsche Bibelauslegung, die nur auf die Bereicherung von Klerus und Adel ausgelegt war, gegen das Unrecht. Aber als Adam sich endlich wehrte, wo war denn da Eva?

Dieser Frage geht die Arte-Dokumentation „Die Frauen des Bauernkriegs“ nach. In 90 Minuten erzählt sie kurz die grobe Geschichte des Bauernkriegs mit einem längst überfälligen Fokus: dem auf die Frauen.

Natürlich haben Frauen nur selten an den tatsächlichen Kampfhandlungen teilgenommen. Aber ohne die Frauen hätte es keine frühbürgerliche Revolution gegeben – hätten sie nicht die Höfe weitergeführt, hätten die Männer nicht in den Aufstand ziehen können. Und man kann davon ausgehen, dass es die Frauen waren, von denen ein Großteil der Empörung über die immer höheren Abgaben ausgegangen ist, waren sie es doch, die mit immer leereren Speisekammern die Familien ernähren mussten.

Die Arte-Doku widmet sich prominenten Frauen des Bauernkriegs, zumindest waren sie zu ihrer Zeit bekannt, die Geschichtsschreibung der Sieger, der Männer, wollte sie lieber vergessen machen.

Und so erzählt „Die Frauen des Bauernkriegs“ von Magdalena Gaismair aus Tirol, Katharina Kreutter aus Thüringen, Margarethe Renner aus Wartenberg und Else Schmid aus Oberschwaben, die im Breisgau am Aufstand teilnahm.

Letztere wurde bereits 1513 im Breisgau festgenommen, es war die Zeit der Bundschuh-Bewegung, und Else Schmid war verheiratet mit dem legendären Bauernführer Joß Fritz. Und doch war sie, genauso wie Magdalena Gaismair, nicht „Ehefrau von“. Sie waren Kampfgefährtinnen, die – gemeinsam mit ihren Männern – für ihre Überzeugung kämpften.

Die Doku folgt den Lebensgeschichten der Frauen punktuell, teilweise ist wenig über sie bekannt. Margarete Renner war eine Bäuerin aus Böckingen. Auch sie war empört über die ausufernden Abgaben, die Fürst und Klerus verlangten. Doch Margarete Renner empörte sich nicht nur, sie diskutierte mit den Nachbarn – und verweigerte die Abgaben. Und das war nicht alles – sie hat aktiv an den Kampfhandlungen teilgenommen. Und wie fast alle Frauen, die während des Bauernkriegs in Erscheinung traten, wurde sie verleumdet. Das gipfelte teilweise sogar in Hexenverfolgung.

Katharina Kreutter aus Mühlhausen war eine frühe Anhängerin der Reformation und des radikalen Predigers Heinrich Pfeiffer. Bereits 1523 hat sie den Zorn der Frauen gegen den Deutschen Orden entfacht – im Resultat stürmten die Frauen die Kirche St. Blasius. Ein unerhörter Vorgang. Doch Katharina konnte noch ungehöriger: Sie läutete die Sturmglocken von Mühlhausen und hielt sogar die Messe. Nach der Niederlage der Bauern bei Frankenhausen und der Hinrichtung Thomas Müntzers wurde sie öffentlich ausgepeitscht, gebrandmarkt und der Stadt verwiesen. Danach verliert sich ihre Spur.

Bereichert wird die Dokumentation dadurch, dass deutlich mehr Historikerinnen zu Wort kommen als in durchschnittlichen Dokus, unter anderem die Bauernkriegs-Expertin Lyndal Roper von der Universität Oxford. Was der Doku nicht guttut, ist, dass auch sie sich an der DDR abarbeiten muss. Diesmal an einem DEFA-Film über Thomas Müntzer. Denn der stellt laut Arte dessen Frau Ottilie von Görschen, eine ehemalige Nonne, als treusorgende Ehefrau dar. Dabei habe auch sie Gottesdienste gestört – mehr weiß die Doku aber auch nicht. Dabei ist bekannt, dass Ottilie nach der Hinrichtung Müntzers mutig darum kämpfte, seine Schriften ausgehändigt zu bekommen, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Peinlich wird es dann bei Werner Tübkes Panoramagemäde „Die frühbürgerliche Revolution in Deutschland“. Da habe sich die DDR den falschen Künstler ausgesucht, das Werk sei gar nicht so heroisch, wie die DDR-Führung es gern gehabt hätte. Haben wir alles schon mal gehört, das macht es nicht wahrer. Und wenn sich dann die Macher einer Geschichtsdoku noch nicht mal die Mühe geben, den Wikipedia-Eintrag zum Werk ordentlich zu lesen oder sich die Signatur des Bildes anzuschauen, und behaupten, das Bild sei 1989 fertiggestellt worden (korrekt ist 1987), macht es die Behauptung auch nicht glaubhafter.

Bleibt die Frage, warum man sich nach 500 Jahren ausgerechnet mit den Frauen des Bauernkriegs beschäftigt. Weil es die ganze Geschichte ist, so eine der beteiligten Historikerinnen. Man kann sich fragen, warum so wenig über die Frauen des Bauernkriegs überliefert ist. Ich glaube, dass es den Herrschenden ungemein Angst gemacht hat, dass der gemeine Mann gegen sie aufgestanden ist. Dass die gemeine Frau das auch getan hat aber noch viel mehr.

Die Frauen des Bauernkriegs
Dokumentation
90 Minuten
Abrufbar bis zum 7. August in der Arte-Mediathek

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"Wo war Eva?", UZ vom 4. Juli 2025



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