USA kapern venezolanische Tanker in der Karibik

Rekolonialisierungsoffensive

Die USA eskalieren ihre Aggression in der Karibik weiter. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe kaperte die US-Navy zwei weitere Öltanker. Zunächst attackierten schwerbewaffnete US-Soldaten die unter der Flagge Panamas fahrende „Centuries“. Im Gegensatz zu anderen Fällen stand das Schiff nicht auf einer Sanktionsliste der USA, der EU oder Britanniens. Betrieben wird das Schiff von dem chinesischen Schifffahrtsunternehmen Centuries Shipping. Peking kritisierte die neuerliche Eskalation scharf als schwere Verletzung des Völkerrechts. Venezuela habe das Recht, Beziehungen zu anderen Ländern zu unterhalten und Handel zu treiben, so das chinesische Außenministerium.

Seit Sonntag verfolgt die US-Küstenwache den ebenfalls unter der Flagge Panamas fahrenden Tanker „Bella-1“. Der Versuch, auch diesen Tanker zu stellen und zu kapern, blieb bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe von UZ am Montag ohne Erfolg. Im Unterschied zur „Centuries“ hat Washington die „Bella-1“ auf seine Sanktionsliste gesetzt – was natürlich völkerrechtlich keinen Unterschied macht. Die Eigentümerschaft des Tankers wird Medienberichten zufolge mit den iranischen Revolutionsgarden in Verbindung gebracht.

Teheran bot Caracas daraufhin umfassende Zusammenarbeit in allen Bereichen an, um der Piraterie und dem internationalen Terrorismus der USA zu begegnen. Das teilte Venezuelas Außenminister Yván Gil am Sonntag nach einem Telefongespräch mit seinem iranischen Amtskollegen Abbas Aragh­tschi mit.

In den Tagen zuvor hatten Schiffe der venezolanischen Marine offenbar auslaufende Öltanker begleitet, berichtete die „New York Times“. Keines der so geschützten Schiffe sei unter die Sanktionen Washingtons gefallen – ein trügerisches Kriterium, wie der Überfall auf die „Centuries“ zeigt. Als weiteres Zeichen der Unterstützung wurde in Caracas am Freitag vergangener Woche die ungehinderte Ankunft der „Hype­rion“ aus Russland in venezolanischen Häfen gewertet.

Die Piratenüberfälle der USA würden „nicht ungestraft bleiben“, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme der venezolanischen Regierung. „Das kolonialistische Modell, das die Regierung der Vereinigten Staaten mit dieser Art von Praktiken durchsetzen will, wird scheitern und vom venezolanischen Volk niedergeschlagen werden.“ Man werde sich an den UN-Sicherheitsrat, andere multilaterale Gremien und die Regierungen der Welt wenden.

De facto hat Washington über Venezuela eine See- und Luftblockade verhängt. Neben den Kaperungen der Tanker und den anhaltenden tödlichen Angriffen auf Fischerboote hat Washington auch den Luftraum über Venezuela für „gesperrt“ erklärt. Die meisten internationalen Fluglinien vermeiden seither, Venezuela anzufliegen – ein weiterer schwerer Schlag für venezolanische Im- und Exporte und den Tourismus sowie ein echtes Problem für im Ausland lebende Venezolanerinnen und Venezolaner, die über die Feiertage ihre Angehörigen besuchen wollen.

Das Vorgehen Washingtons belege klar, dass es den USA bei ihrer Aggression gegen Venezuela und die Karibik nie um die Bekämpfung von Drogen oder die Verteidigung der Demokratie gegangen sei, schreibt die Kommunistische Partei Venezuelas (PCV) in einem Statement. Es handele sich um eine imperialistische Rekolonialisierungsoffensive, um sich Venezuelas Bodenschätze, Territorien und Reichtümer anzueignen. „Diese militaristische Offensive zeigt bereits tragische Konsequenzen und hat Dutzenden Menschen das Leben gekostet, die bei völliger Straflosigkeit Opfer von Militäroperationen in der Karibik und im östlichen Pazifik geworden sind.“ Und weiter heißt es in dem Statement des von Oscar Figuera geleiteten Politbüros der Partei: „Die PCV fordert den uneingeschränkten Respekt für die Souveränität und Selbstbestimmung der Völker und die Entmilitarisierung der Karibik. Wir bekräftigen unsere historische Verpflichtung zum antiimperialistischen Kampf und zur Einheit der Völker Lateinamerikas und der Karibik gegen drohende Fremdherrschaft und Ausplünderung.“

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"Rekolonialisierungsoffensive", UZ vom 26. Dezember 2025



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