Zu den Leserbriefen „Nichts gelernt“ und „Diffamierend“, UZ vom 16. und 23. Juni

Sag mir, wo du stehst

Niki Müller, Friedrichstadt/Kiel

Nein, Manfred Sohn will uns in seinem Beitrag natürlich nicht in irgendeiner Form davon abhalten, den deutschen Imperialismus als Hauptfeind zu sehen und ihn zu benennen. Vor allem aber, und das ist eine Leerstelle bei manchen Akteuren, ihn konkret in einem breiten Bündnis auch zu bekämpfen. Und zwar an seiner ursächlichen Quelle und nicht nur auf einer der vielschichtigen Erscheinungsebenen. Er nennt Ross und Reiter für die konkrete aktions­orientierte Klassenauseinandersetzung. Es ist bekannterweise der Staat mit seinen konkret handelnden Organen und Subjekten als das entscheidende politische (!) Machtinstrument in den Händen der herrschenden Klasse zur Durchsetzung ihrer Interessen.

Die deutsche Regierung als ideeller Gesamtkapitalist ist die Interessenvertretung des deutschen Imperialismus, der den vielen völkerrechtswidrigen Angriffskriegen der NATO nicht nur immer wieder williger Helfer war und ist, sondern an vorderster Front machtvoll und eskalierend aufmarschiert. Wie sonst wäre dieser zutiefst gefährliche derzeitige Kurs anders zu verstehen? Dies ist die Kernaussage von Manfred Sohn in seiner Positionierung zur Frage: Wer ist der Hauptfeind?

Uli Sander baut einen Popanz auf, an dem er sich anschließend abarbeitet und dabei den eigentlich relevanten Fragen ausweicht. Dass nun auch noch Thomas Willms in seinem, ja, leider muss es gesagt werden, diffamierenden Leserbrief in der UZ vom 23. Juni dem Genossen Sohn mit krampfhaft verschwurbelten und dreisten Vorwürfen eine antifaschistische Grundhaltung absprechen möchte, ist wohl nur so zu ergründen, dass auch er sich nun in das Ensemble jener Kräfte eingereiht hat, die, aus welchen Gründen auch immer, auf der Klaviatur der NATO kritiklos und willentlich mitspielen. Mit seinem Leserbrief befeuert er Spaltungsversuche, die wir als antifaschistische Friedenskräfte in der jüngsten Vergangenheit schmerzlich wahrnehmen mussten. Es gibt ein altes, aber zeitloses Arbeiterlied: „Which side are you on“ – Sag mir, wo du stehst und welchen Weg du gehst!

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"Sag mir, wo du stehst", UZ vom 30. Juni 2023



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