USA schließen Waffenstillstand mit Ansar Allah – Israel außen vor und entsetzt

Schlicht zu teuer

Am 6. Mai bombardierte die israelische Luftwaffe den internationalen Flughafen von Sanaa. Über diesen Flughafen wurden sowohl Hilfslieferungen als auch das geringe Passagieraufkommen von und nach Sanaa abgewickelt. In den Angriffen – die Antwort auf eine Rakete der Ansar Allah, die im israelischen Flughafen Ben Gurion einschlug – wurde der Flughafen von Sanaa völlig lahmgelegt. Wie bei anderen Angriffen nannte das israelische Militär den zivilen Flughafen eine „terroristische Infrastruktur“.

Auch die US-Luftwaffe griff zivile Ziele im Jemen an. In einem Fall, der durch die Medien ging, wurde ein Internierungslager für Migranten aus Afrika zerstört – mindestens 85 Menschen kamen ums Leben.

Immer wieder rechtfertigen die USA beziehungsweise Israel ihre Angriffe mit Raketen der „terroristischen“ Ansar Allah gegen Israel und die Schifffahrt im Roten Meer. Die Ansar Allah ihrerseits begründen ihre Angriffe mit dem Genozid in Gaza. Während des Waffenstillstandes in Gaza gab es keine Angriffe; solange aber Gaza bombardiert wird und Hilfslieferungen blockiert sind, will die Ansar Allah den Hafen von Eilat blockieren und den Luftraum über Israel sperren.

Beides ist für Israel teuer. Vor allem die wiederholte Absage von internationalen Flügen wegen der Sicherheitslage nach dem Angriff auf den Flughafen Ben Gurion ist für Israel schmerzhaft.

Umso größer war die Überraschung, als US-Präsident Donald Trump eine Art Separatfrieden mit den Ansar Allah verkündete. Sie hätten kapituliert, würden keine Schiffe mehr angreifen und er vertraue auf ihr Wort. Israel wurde in der Vereinbarung ausdrücklich nicht erwähnt – und das kam vermutlich als Schock für Tel Aviv. Ausgerechnet der US-Botschafter in Israel, Michael Huckabee, erklärte dazu, die USA seien nicht verpflichtet, die Erlaubnis von Israel einzuholen, wenn sie ein Abkommen mit den Ansar Allah schließen.

Die Ansar Allah bestätigten das Abkommen mit den USA, schlossen aber Israel davon aus. Am 9. Mai – also nach ihrer „Kapitulation“ – griffen sie erneut Ziele in Israel an.

Für die USA war der Feldzug gegen die Ansar Allah zu teuer geworden. Mehr als eine Milliarde Dollar kosteten die ersten Wochen der Angriffe. Die Ansar Allah schossen teure US-Drohnen ab und brachten es sogar fertig, mehrere F-18-Kampflugzeuge der USA zu zerstören. Zwei gingen bei extremen Ausweichmanövern des Flugzeugträgers über Bord, eines wurde im „Friendly Fire“ abgeschossen.

Und schließlich sind auch die Vorräte an bunkerbrechenden und Präzisionsbomben der USA begrenzt. Sie massenhaft in circa 1.000 Angriffen und lediglich auf Verdacht und gegen nicht identifizierte Ziele einzusetzen, widerspricht militärischer Logik.

Trump bereist die Region in der ersten Auslandsreise seiner jetzigen Amtszeit und will Vereinbarungen abschließen. Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate stehen auf dem Programm und im Gepäck hat er eine Reihe von Handelsabkommen.

Die Aktionen der Ansar Allah sind in der Region viel beachtet und bewundert. US-Angriffe auf die Ansar Allah während Trumps Staatsbesuch wären ein Spiel mit dem Feuer, hieß es aus Saudi-Arabien, das darauf drängte, die Angriffe zu beenden.

Einen Abstecher nach Israel plant Trump nicht. Stattdessen erklärte sein Sondergesandter Steve Witkoff in Tel Aviv den Alleingang der USA. Die USA hatten sich nicht nur mit Ansar Allah verständigt, sondern auch mit der Hamas. Sie wird Idan Alexander, der auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, freilassen. Ob daraus ein umfassender Waffenstillstand wird, der auch zu einem Ende der Angriffe durch die Ansar Allah führt? Nicht, wenn es nach der jetzigen Regierung Israels geht.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Schlicht zu teuer", UZ vom 16. Mai 2025



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Baum.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit