Reaktionen auf den Terroranschlag in Moskau

Solidarität und Anteilnahme

Kolumne von Gert Ewen Ungar

Am Abend des 22. März war ich mit Freunden und Kollegen in einem georgischen Restaurant im Zentrum Moskaus. Wir hatten etwas zu feiern. Im Lauf des Abends erreichte uns die Meldung von einem Terroranschlag in der Crocus City Hall, bei dem es auch Tote gegeben habe. Die Feierlaune war unmittelbar gedämpft. Wer hinter dem Anschlag stecken könnte, haben wir gar nicht erst diskutiert. Es war wohl allen unmittelbar klar. Ich jedenfalls ging sofort davon aus, dass die Ukraine für den Anschlag verantwortlich ist.

Die Ukraine greift seit geraumer Zeit zum Mittel des Terrors. In ihrer Agonie geht es längst nicht mehr um das Erreichen strategischer Ziele, sondern nur noch um Zerstören und Töten. Nahezu täglich gibt es Meldungen von verhinderten Anschlägen. Doch manchmal gelingt es auch. Im vergangenen Jahr fiel die Tochter des russischen Philosophen Alexander Dugin, Daria Dugina, einem Attentat zum Opfer, das vermutlich ihrem Vater galt. Auch der Kriegsberichterstatter Wladlen Tatarski wurde Opfer eines Bombenanschlags, für den die Ukraine die Verantwortung trägt. Terror waren die Drohnenangriffe auf Moskau. Unter militärischen Gesichtspunkten waren sie sinnlos. Sie richteten sich ausschließlich gegen Zivilisten und zivile Ziele – Terror in reiner Form. Das gilt auch für die täglichen Angriffe auf die russische Grenzstadt Belgorod. Die Ukraine ist ein Terrorstaat.

Als dann die Ukraine unmittelbar nach dem Anschlag von westlichen Medien und westlicher Politik von jedem Verdacht freigesprochen wurde, führte das eher dazu, dass man sich in seiner Vermutung bestätigt fühlte. Das Kiewer Regime und seine westlichen Unterstützer tragen die Verantwortung für den Tod von 144 Menschen.

Ob das wirklich so war, wird sich zeigen. Die Ermittlungen laufen noch. Alle Attentäter wurden gefasst. Ihre Aussagen deuten tatsächlich in Richtung Ukraine. Die deutschen Mainstream-Medien stellen das weiterhin infrage und behaupten, es besser zu wissen. Das wirkt unfreiwillig komisch. Diejenigen Medien, denen bis heute der Anschlag auf Nord Stream Rätsel aufgibt, wollen nun über Vorgänge in Russland besser Bescheid wissen als die Ermittlungsbehörden vor Ort. Das Erstaunliche ist, dass sie bei vielen Medienkonsumenten damit sogar durchkommen.

Die Anteilnahme in Russland mit den Opfern des Anschlags ist umfassend solidarisch. Vor den Blutspendezentren in Moskau bildeten sich am nächsten Tag lange Schlangen. Die Moskauer wollten helfen, wollten etwas beitragen, das Leid lindern. Am Ort des Anschlags, vor der Crocus ­City Hall, werden auch noch eine Woche nach dem Anschlag Blumen niedergelegt.

Der 24. März wurde von Präsident Wladimir Putin zum Tag der Trauer erklärt. Konzerte und Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, wurden abgesagt. Das Fernsehprogramm wurde geändert. Die Ausstrahlung von Komödien, Shows und Unterhaltungssendungen wurde verschoben, es gab keine Fernsehwerbung. Russland gedachte der Opfer.

Auch im Ausland nahm man Anteil. Chinas Präsident Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi kondolierten unmittelbar. Burj Khalifa, das aktuell höchste Gebäude der Welt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, erstrahlte in den Farben der russischen Trikolore. Auch aus anderen Ländern kamen Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls.

Beileidsbekundungen des offiziellen Deutschland dagegen blieben verhalten. Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baer­bock reagierten spät. In seinem Tweet zum Anschlag vermeidet Scholz die Nennung Russlands.

Während das Brandenburger Tor nach Terroranschlägen in anderen Ländern als Zeichen der Anteilnahme in den Farben der Landesflagge angestrahlt wurde, unterbleibt dies im Falle des Anschlags in Russland. Für deutsche Politik gelten auch im Hinblick auf Terror doppelte Standards.

Im Gegensatz dazu bekunden viele Deutsche ihr Mitgefühl. Vor der russischen Botschaft in Berlin werden Blumen niedergelegt. Das Auseinanderfallen der Reaktion von deutscher Politik und deutschen Medien einerseits von der aufrichtigen Anteilnahme vieler Deutscher andererseits blieb in Russland nicht unbemerkt.

Die DKP hat in einem Kondolenzbrief an die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) und die Russische Kommunistische Arbeiterpartei (RKAP) ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit den Hinterbliebenen der Opfer des Terroranschlags auf die Konzerthalle Crocus City Hall in Moskau ausgedrückt:
Liebe Genossinnen und Genossen,
die Deutsche Kommunistische Partei drückt im Namen der Kommunistinnen und Kommunisten der BRD ihr aufrichtiges Mitgefühl und ihre Solidarität angesichts der Opfer des Terroranschlags auf die Konzerthalle Crocus City Hall gegenüber den Angehörigen und Freunden der Toten und Verletzten und dem gesamten russischen Volk aus. Dass viele Menschen in Deutschland dieses Mitgefühl und diese Solidarität teilen, wird auch daran deutlich, dass bis heute sehr viele Menschen an den russischen Vertretungen in Deutschland Blumen niederlegen.
Angesichts des vom westlichen Imperialismus unterstützten Terrors gegen russische Wohngebiete im Donbass, der Krim, in Belgorod und anderen Gebieten der Russischen Föderation, des Anschlags gegen die Krim-Brücke und der von Bundeswehroffizieren diskutierten Pläne, die Krim-Brücke mit Taurus-Raketen anzugreifen, sind wir sehr erstaunt darüber, dass von Seiten der NATO-Länder schon am Abend des Anschlags jegliche Beteiligung der Ukraine kategorisch ausgeschlossen wurde, ohne überhaupt Ermittlungsergebnisse abzuwarten.
Unsere Partei kämpft entschlossen gegen die Kriegspolitik der deutschen Regierung und der NATO gegen Russland genauso wie gegen das sozialistische China. In den nächsten Tagen werden wir das gemeinsam mit der Friedensbewegung bei den Ostermärschen tun.
Bitte gebt unser Schreiben gern an die Parlamente und Abgeordneten der betroffenen Regionen weiter.
Mit solidarischen Grüßen
Patrik Köbele – Vorsitzender der DKP ­
Renate Koppe – Internationale Sekretärin der DKP

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher laden wir Sie ein, die UZ als Wochenzeitung oder in der digitalen Vollversion 6 Wochen kostenlos und unverbindlich zu testen. Sie können danach entscheiden, ob Sie die UZ abonnieren möchten.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Solidarität und Anteilnahme", UZ vom 5. April 2024



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flagge.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit