„Friedensherbst“ trifft es schon. Der Druck auf die Kriegsregierung wächst. Zehntausende waren im September und Oktober für Frieden und das Ende des Völkermords in Gaza auf der Straße. Höhepunkte waren nach den Großkundgebungen in Berlin des BSW und von „All eyes on Gaza“ in Solidarität mit Palästina die Friedensdemonstrationen am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart. Tausende solidarisierten sich zudem mit der Gaza-Flotilla. In einigen Städten finden wöchentliche Mahnwachen der örtlichen Friedensbewegung und von neu gegründeten Palästina-Soligruppen statt. Die SDAJ und andere Organisationen mobilisieren gegen die Wehrpflicht. Bundesweit werden Unterschriften unter den Berliner Appell gegen die Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen gesammelt. Sie sollen im kommenden Jahr aufgestellt werden, und immer noch wissen zu wenige Menschen um die Gefahren, die die Hyperschallraketen als Erstschlagswaffen, die gegen Russland gerichtet sind, mit sich bringen.
Es ist einiges in Bewegung gekommen und da ist es gut, wenn Vertreter der Friedensbewegung einen Treffpunkt haben, um die zurückliegenden Aktivitäten auszuwerten und über die nächsten Schritte zu beraten. Dieser Treffpunkt ist seit vielen Jahren der Kasseler Friedensratschlag. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sich in aktuellen Fragen auf den Stand zu bringen und miteinander zu diskutieren. Der diesjährige Friedensratschlag findet am 8. und 9. November im Kasseler Philipp-Scheidemann-Haus statt. Es ist an der Zeit, sich das Programm anzuschauen und sich anzumelden.
Die Liste der Referentinnen und Referenten liest sich erneut wie das „Who is who“ der deutschen Friedensbewegung. Breiten Raum wird die Lage im Nahen Osten einnehmen. Dafür stehen die Namen Helga Baumgarten, Wiebke Diehl, Karin Leukefeld, Joachim Guilliard und George Rashmawi. Mit Jörg Tiedjen und Valentin Zill diskutieren Redakteure von „junge Welt“ und UZ zur Frage „(West-)Afrika – Neokolonialismus am Ende?“. Lühr Henken wird den aktuellen Stand in Sachen Hochrüstung und US-Raketenstationierung referieren, Ralf Krämer den Zusammenhang zum Sozialabbau herstellen.
Auch um die einzelnen Abteilungen der Friedensbewegung wird es gehen – immer mit der Frage: Wie kriegen wir sie zusammen? Ulrike Eifler und Anne Rieger berichten über gewerkschaftliche Debatten zu Aufrüstung und Sozialabbau und Andrea Hornung, Bundesvorsitzende der SDAJ, stellt sich der Frage, wie die Eigendynamik jugendlicher Aktivitäten von der Friedensbewegung gezielt unterstützt werden kann. „Wo steht die christliche Friedensbewegung – auch international?“ ist der Titel eines Workshops mit Ulrich Duchrow und Wiltrud Rösch-Metzler. Bernhard Trautvetter und Christoph von Lieven fragen nach den Ursachen des Nebeneinanders von Friedens- und Ökologiebewegung. Die Podiumsrunden im Plenum drehen sich um die Themen Militarisierung und Repression und die über allem stehende Frage: „Vernetzung – Was tun?“
Ja, das Programm ist dicht, aber nicht erschlagend. Durch parallel stattfindende Workshops gibt es ausreichend Platz für Debatte und Austausch. Und wenn es gut läuft, entsteht ein Plan für den Friedenswinter und -frühling. Notwendig ist er.
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