etr.: „Kochende Volksseele“, UZ vom 17.7.2015, S. 4

Vergaloppiert

Von DKP-Gruppe Hamburg-Wandsbek

Birgit Gärtner hat sich besonders in der zweiten Hälfte des Artikels völlig vergaloppiert. Sie meint, die Rechten täten aus den falschen Gründen das Richtige (den Zeltaufbau verhindern) und die Linke aus den richtigen Gründen das Falsche („den Aufbau durchzusetzen“). Demnach hätten die Linken wohl mit den Rechten zusammen den Zeltaufbau verhindern sollen? Ob die Flüchtlinge, denen dann – natürlich auch auf Grund von politischen Fehlleistungen des Senats – akute und sofortige Obdachlosigkeit gedroht hätte, wohl den feinen Unterschied in den Motiven der Verhinderer zu würdigen gewusst hätten?

Davon abgesehen gibt es in Hamburg wohl auch keine Linken, die nicht gleichzeitig mit ihrer Unterstützung für Flüchtlinge (nicht für Zelte!) auch vernünftige und tragfähige Lösungen vom Senat für die Flüchtlingsunterbringung einfordern. Linke, die Zeltstädte „durchsetzen“, gibt es in Hamburg überhaupt nicht. Die Zelte sind die Not-Erfindung der Hamburger Behörden.

Der Artikel enthält zutreffende kritische Feststellungen, ist jedoch ganz haarsträubend in seinen Schlussfolgerungen. Richtig ist keinesfalls, auf Kosten der Flüchtlinge auch noch selbst in den Chor der rechten „Wutbürger“ einzustimmen. Richtig ist, das eine zu tun (= Flüchtlingen zu helfen) ohne das andere zu lassen (= den Senat zu kritisieren): Flüchtlingen wenigstens ein Zeltdach zu garantieren und gleichzeitig dafür zu kämpfen, dass dieser unwürdige Zustand beendet wird.

Die proletarischen Frauen, die sich weigerten, sich dem imperialistischen Krieg als Krankenschwestern zur Verfügung zu stellen, werden die ersten gewesen sein, die ihren Männern, Vätern und Brüdern geholfen haben – nicht um den Krieg zu verlängern, sondern um die Leben ihrer Angehörigen vor diesem zu retten.

Nicht Linke sollten „eigentlich …. den Aufbau eines solchen Flüchtlingslagers verhindern“. Linke sollten es eigentlich sein, die sich „ganzjährig“ der sozialen Interessen der Menschen in den „benachteiligten Stadtteilen“ wie Jenfeld annehmen, damit „rechte Wutbürger“ keine Gelegenheit haben, soziale Demagogie auf dem Rücken von Flüchtlingen zu betreiben.

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"Vergaloppiert", UZ vom 7. August 2015



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