Erstes Schiff der Gaza-Flotilla angegriffen – Hafenarbeiter kündigen Widerstand an, wenn Kontakt zu Booten abreißt

Wir blockieren ganz Europa

In der Nacht kamen die Drohnen, diesmal griffen sie an: Das als „Family Boat“ bezeichnete Hauptschiff der „Gaza Sumud Flotilla“ ist im Hafen von Tunis angegriffen worden. Anscheinend warf eine Drohne einen Sprengsatz auf das Schiff ab, es brach ein Feuer aus. Verletzt wurde niemand, auch der Sachschaden hält sich in Grenzen. Das „Family Boat“ wird seine Reise nach Gaza fortsetzen können.

Die „Gaza Sumud Flotilla“ ist vor knapp zwei Wochen aus Barcelona und Genua aufgebrochen, um die vor 17 Jahren von Israel errichtete illegale Blockade Gazas zu durchbrechen und Hilfsgüter für die hungernde Bevölkerung in den Küstenstreifen zu bringen sowie angesichts des Völkermords Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern zu demonstrieren. In diesem Jahr wurden bereits zwei Schiffe der „Gaza Freedom Flotilla“ im Mittelmeer von Israel gekapert und ihre Crews nach Israel entführt, von wo aus sie abgeschoben wurden. Auch dies ein Bruch mit dem internationalen Recht. Diesmal liegt die Stärke der Flotilla vor allem in ihrer Größe: Die 22 im Hafen von Tunis liegenden Schiffe erwarten dort die Ankunft weiterer Boote, vor allem aus afrikanischen Ländern, die sich der Flotilla anschließen werden, um gemeinsam die Blockade zu durchbrechen.

Und auch wenn man in den deutschen Medien nichts über die Flotilla oder ihre Unterstützer erfährt: Die Solidarität ist auch in Europa groß. So machte zum Beispiel Riccardo Rudino, Hafenarbeiter und Sprecher der Gewerkschaft USB, in Genua bei der Verabschiedung der Flotilla klar: „Ich will, dass das allen klar ist: Mitte September werden diese Boote die Küste von Gaza erreichen. Wenn wir auch nur zwanzig Minuten lang den Kontakt zu unseren Booten, zu unseren Genossinnen und Genossen verlieren, blockieren wir ganz Europa … Aus dieser Region werden jährlich 13- bis 14.000 Container nach Israel verschickt, es wird kein einziger Nagel mehr rausgehen.“ Rudino sprach nicht in den luftleeren Raum. 40.000 Menschen waren gekommen, um die Flotilla zu verabschieden und gegen den Völkermord in Gaza zu protestieren.

Bei einem Zwischenstopp im sizilianischen Catania wurden die Schiffe der Flotilla ebenfalls von Demonstranten empfangen. José Nivoi vom Hafenarbeiterkollektiv CALP machte klar, was die EU riskiert, wenn sie erlaubt, dass Israel Hand an die Flotilla legt: „Wir arbeiten mit Griechen, Franzosen, Schweden, Slowenen und den Hafenarbeitern von Tanger zusammen, um sicherzustellen, dass wir Europa komplett blockieren, wenn sie auch nur einen Finger gegen die Global Sumud Flotilla rühren.“

Doch Schutz für die Flotilla und ihre Mission gegen den Völkermord kann nur eine breite Öffentlichkeit bieten. Deshalb: All eyes on Gaza, all eyes on deck! Verfolgt die Flotilla unter uzlinks.de/flotilla.

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"Wir blockieren ganz Europa", UZ vom 12. September 2025



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