Kurt Baumann ist zu danken für seine gründliche Darstellung und argumentierende Herleitung einer Einschätzung der geschichtlichen Lage. Man möchte „Endlich!“ rufen, weil es solcher mit Gründen vorgetragener Positionierung bedarf, damit Marxistinnen und Marxisten gemeinsam um zutreffende Urteile ringen und eine daraus abzuleitenden Politik entwickeln können. Dies habe ich bislang vermisst. Gerade deswegen aber ein Hinweis auf eine meines Erachtens vorhandene Schwäche. Kurt schreibt: „In dieser (der Etappe des Kampfes um eine multipolare Weltordnung, JL) verschieben sich die Kräfteverhältnisse zwischen Imperialismus und Antiimperialismus, so dass für nationale Befreiungsbewegungen und Aufbrüche zum Sozialismus Spielräume und internationale Rahmenbedingungen geschaffen werden.“ Doch genau für diese zentrale Behauptung fehlt mir die marxistisch argumentierende Herleitung, fehlt mir die „konkrete Analyse der jeweiligen historischen Situation“ (Lenin). Hier müsste doch dialektisch-materialistisch aufgezeigt werden, welche im Imperialismus vorhandenen Widersprüche sich über welche Kräfte in einer „multipolaren“ Welt eine Bewegungsform geben, die „Aufbrüche zum Sozialismus“ ermöglichen. Gerne lasse ich mich – indem diese Argumentationslücke geschlossen wird – von meinem diesbezüglichen Zweifel befreien. Bis dahin erkenne ich in „Multipolarität“ nicht mehr Potential für Fortschritt als im Vorhandensein von zwei Kaufhäusern anstelle nur eines.