„Äksbädde“

Von M. I.

Wo kommen die kleinen Experten her? Es gibt sie in täglich wachsender Zahl, sie quetschen sich vor die Kameras der Fernsehsender und die Mikros der Rundfunkreporter, sie füllen die Spalten der Zeitungen und sondern Gewichtiges ab. Das Wort „Experte“ stammt aus dem Mittelhochhessischen, als „Äksbädde“ wurden dort früher Menschen bezeichnet, die auf Jahrmärkten gegen geringes Entgelt mit autoritativer Gestik dem Kunden Dinge erzählten, die seine Meinung bestätigten.

Wie wird man nun heutzutage Experte? Das beleuchtet eine Meldung aus der Wissenschaft: Forscher der Universitäten Cambridge und Witten-Herdecke untersuchten den Wahrheitsgehalt der Volksweisheit „Wein auf Bier, das rat‘ ich dir, Bier auf Wein, das lass‘ sein“. 90 menschliche Laborratten wurden erst in der einen Reihenfolge mit den Alkoholika abgefüllt, eine Woche später in der anderen. Das unerwartete Ergebnis: Die Reaktionen glichen sich bis aufs i-Tüpfelchen. Die Probanden neigten nach einer anfänglichen Phase gesteigerten Wohlbefindens zum Verlust der Sprach- und Körperkontrolle, einige sogar zum Erbrechen und zu einem gesteigerten Schlafbedürfnis. Wieder erwacht, klagten die meisten über Kopfschmerzen (wissenschaftlich: Brummschädel) und allgemeines Unwohlsein.

Das wissen wir jetzt also: kein Unterschied. Was aber wird aus den Wissenschaftlern, die für uns diesen Gipfel der Erkenntnis erklommen haben? Ist doch klar: Sie sind jetzt Experten!

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"„Äksbädde“", UZ vom 15. Februar 2019



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Haus.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit