Zu „Große Rutsche nach rechts“, UZ vom 20. März

Analyse sieht anders aus

Peter Wilke, Düsseldorf

Historische Vergleiche hinken (oft), aber die historisch gewonnene Wahrheit „Wehret den Anfängen“, ist seit Mai 1945 nicht nur die Forderung der Antifaschisten. (…)

Eine seriöse linke Analyse der Vorgänge in Thüringen – wie ich sie eigentlich von der UZ erwarte – sieht anders aus. Vor allem, wenn Sohn seine These noch mit der falschen Behauptung begründet, die Linkspartei hätte keine Neuwahlen gewollt, sondern auf Biegen und Brechen ein Bündnis mit einer CDU gesucht, die schließlich gemeinsam mit der verschwindenden FDP sich zudem auf einen Deal mit der AfD einließ.

Dieser Versuchsballon einer „bürgerlichen Mehrheit“ (soweit schildert Sohn es richtig) platzte allerdings sehr schnell und heftig, mit Folgen für etliche Politiker. Das jedoch ist keine Garantie für die Zukunft, auch wenn Unions- und FDP-Politiker das jetzt beschwören. Auch insofern kann es nicht schaden, die Erkenntnis „Wehret den Anfängen“ mit Nachdruck immer wieder in Erinnerung zu rufen.
Übrigens: Zumindest deutlich angekratzt ist durch Thüringen die unsägliche Hufeisen-Theorie (links = rechts), die schon viel Unheil angerichtet hat. Und die Erkenntnis, dass Neonazis nicht erfolgreich bekämpft werden, indem versucht wird, sie rechts zu überholen, gewinnt an Boden – immerhin.

Wie vernünftige linke Politik in einer verfahrenen Situation wie in Thüringen zu machen wäre, das verschweigt Manfred Sohn. Dann lieber „bolschewistische Entschlossenheit“, also statt Wahlen besser gleich die Revolution – mit wem? Sektierer aller Länder …

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"Analyse sieht anders aus", UZ vom 27. März 2020



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