YPG und syrische Regierung schweigen sich über Abkommen aus

Deal oder kein Deal?

Von Manfred Ziegler

Bis heute ist unklar, welche Vereinbarungen es zwischen den kurdischen Kräften in Nordsyrien und der syrischen Regierung über die gemeinsame Verteidigung gegen die türkischen Angriffe gibt. Der Sprecher der YPG, Nouri Mahmud, sprach nur davon, die Regierung in Damaskus komme endlich ihrer Pflicht nach, Afrin zu verteidigen – eine sehr fragwürdige Aussage, wollte doch die kurdische Verwaltung in ihrer Zusammenarbeit mit den USA jahrelang keine syrischen Truppen auf ihrem Gebiet.

Und auch die Regierung schweigt sich zum Abkommen aus. Schließlich würde sie mit einem offiziellen Abkommen die kurdische Verwaltung als gleichberechtigten Partner anerkennen – bevor die Beziehungen zwischen kurdischer Verwaltung und syrischer Regierung offiziell geklärt sind.

Nach UN-Angaben leben in Afrin ungefähr 320 000 Menschen, viele von ihnen waren vor dem Krieg aus anderen Gebieten ins verhältnismäßig sichere Afrin geflohen. Jetzt kommt der Krieg aus der Türkei nach Afrin. Die türkische Armee, Luftwaffe und Artillerie unterstützt Einheiten der sogenannten „Freien syrischen Armee“ (FSA) (von der CIA ausgebildet und ausgerüstet) gegen die kurdischen YPG (von der US-Armee ausgebildet und ausgerüstet).

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, sprach davon, dass hunderte Menschen im türkischen Angriff gestorben sind, darunter viele Zivilisten. Das Krankenhaus von Afrin meldete bis zum 20. Februar 175 getötete Zivilisten. Reiner Zynismus ist es, wenn türkische Politiker behaupten, kein einziger Zivilist in Afrin wäre auch nur verletzt worden.

Lange Zeit erhofften kurdische Politiker ein Eingreifen des Westens. Zuletzt forderte der ehemalige Vorsitzende der kurdischen „Partei der demokratischen Union“ (PYD), Salih Muslim, in Berlin noch kurz vor der Stationierung syrischer Einheiten in Afrin eine Unterstützung durch die EU und die USA. Vergebens.

Also kam es doch zu Verhandlungen mit der Regierung. In Aleppo verhandelten neben Vertretern der YPG und einem hochrangigen syrischen General auch der Chef des russischen Armee-Zentrums für Nationale Versöhnung.

Furat Khalil, Sprecher der YPG, sagte, dass Kämpfer seiner Gruppe ihre Posten in Aleppo verlassen hätten, um die Miliz in Afrin bei der Abwehr des türkischen Angriffs zu unterstützen. Damit konnte die syrische Regierung die Kontrolle über Gebiete wiedererlangen, die zuvor unter kurdischer Kontrolle standen.

Einheiten syrischer Milizen – nicht der Armee selbst – wurden ab dem 20. Februar nach Afrin verlegt – und dabei von türkischen Truppen beschossen,

Nun gibt es auch noch die türkische Drohung gegen Manbidsch. Bekanntlich sind dort auch US-Soldaten stationiert. Nach Angaben der Zeitung „Asharq al-Awsat“ verhandeln Türkei und USA über die Situation in Manbidsch.

Während die YPG ihre Bereitschaft erklärt hat, den von den UN vereinbarten Waffenstillstand umzusetzen, setzt die Türkei ihre Artillerie- und Bombenangriffe mit der Bombardierung eines Hilfskonvois und der Bombardierung Afrins fort. Die türkische Armee und ihre Verbündeten der FSA haben mittlerweile den gesamten Norden der Region Afrin besetzt.

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"Deal oder kein Deal?", UZ vom 2. März 2018



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