DKP-Vorsitzender zum Internationalen Frauentag

Liebe Leserinnen,
liebe Genossinnen,

„Wir müssen Sorge tragen, dass der Frauentag nicht nur eine glänzende Demonstration für die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, sondern darüber hinaus der Ausdruck einer Rebellion gegen den Kapitalismus, eine leidenschaftliche Kampfansage all den reaktionären Maßnahmen der besitzenden und ihrer willfähigen Dienerschaft, der Regierung, ist.“

Was Clara Zetkin zur Einführung des Internationalen Frauentags vor 110 Jahren in der „Gleichheit“ schrieb, ist heute noch so aktuell wie damals.

So wird jedes Jahr am 8. März zum Internationalen Frauentag, dem sein kämpferischer Inhalt entzogen werden soll, indem man ihn „Weltfrauentag“ nennt, die Frauenquote für DAX-Vorstände gelobt. Sie loben die gendergerechte Sprache, derer sich Medien, Behörden und Regierung mal mehr, mal weniger geschickt bedienen, genauso wie die Tatsache, dass die herrschende Klasse sich in diesem Land eine Bundeskanzlerin leistet, um die Geschicke ihres Staates zu lenken.

Die wirklichen Fragen der Gleichberechtigung löst dieser Staat aber nicht. Frauen sind von Altersarmut betroffen, weil sie in diesem Land immer noch die Hauptlast der Kindererziehung und Sorgearbeit tragen und so in die Minijob- und Teilzeitfalle geraten. Frauen tragen die Hauptlast in der Pandemie, sei es als Mutter im Home-Office, die dort zwei Jobs gleichzeitig erledigen muss, als Beschäftigte im kaputtgesparten Gesundheitswesen, in dem sie trotz fehlendem Personal und mangelhaftem Schutz gegen das Virus kämpfen, oder als Verkäuferin im Einzelhandel. Frauen verdienen in Deutschland immer noch deutlich weniger Geld als Männer, sie haben, weil die Abschaffung der Paragrafen 218 und 2019 verweigert wird, auch im Jahr 2021 immer noch nicht das Recht, selbst über ihren Körper zu bestimmen.

Es ist keine Gleichberechtigung, wenn heute eine Kriegsministerin auch Soldatinnen zum Morden und Sterben für die Interessen des Kapitals in alle Welt schicken kann und im Vorstand von Rüstungskonzernen auch Frauen auf den Profit anstoßen. Dass zu denen, die in diesem Land bestimmen, nun auch ein paar Frauen gehören, ändert nichts an der doppelten Ausbeutungen der Frauen im Kapitalismus.

Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ist ein sozialer Kampf, ist Kampf gegen Hochrüstung und Militarisierung. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ist von seinem Inhalt her ein antikapitalistischer Kampf – er wird sich deshalb auch gegen die weiblichen Kader der herrschenden Klasse richten müssen.

Er ist ein Kampf, den wir gemeinsam führen müssen.

In diesem Sinne: Heraus zum 8. März und herzlichen Glückwunsch zum Internationalen Frauentag!

Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP



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