Libanesischer Freiheitskämpfer Georges Abdallah gewinnt vor Gericht

Endlich frei – nach über 40 Jahren

Am 24. Oktober 1984 wurde Georges Ibrahim Abdallah von der französischen Polizei festgenommen. Seitdem sitzt der libanesische Kommunist und Kämpfer für die Rechte der Palästinenser im Knast. Kommende Woche soll er freigelassen werden, nach fast 41 Jahren. Das hat das zuständige Berufungsgericht in Frankreich heute entschieden.

Ursprünglich hatte Abdallah bereits am 6. Dezember 2024 entlassen werden sollen. Doch die sogenannte „Nationale Antiterror-Staatsanwaltschaft“ (NAS) legte erfolgreich Rechtsmittel ein. Später wurde das Verfahren erneut verschoben, so dass die Repressionsbehörde dem mittlerweile 74-Jährigen weitere sieben Monate raubte.

Kämpfer und Idol

Georges Abdallah schloss sich als libanesischer Kommunist 1971 der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) an, einer linksnationalistischen palästinensischen Widerstandsfraktion mit marxistisch-leninistischem Selbstverständnis. 1978 und 1982 kämpfte Abdallah in den Reihen der PFLP und der Libanesischen Revolutionären Bewaffneten Fraktionen (LARF) gegen die israelischen Invasionen.

Nach seiner Inhaftierung 1984 in Frankreich wurde ihm vorgeworfen, an den Tötungen eines hochrangigen US-Militärs und eines israelischen Gesandten in Paris sowie an späteren Anschlägen in Frankreich beteiligt gewesen zu sein. 1987 wurde er verurteilt. Später stellte sich heraus, dass Abdallahs Anwalt für den Geheimdienst arbeitete und seinen Mandaten verraten hatte. Trotz dieses Justizskandals blieb Abdallah in Haft.

Ab 1999 hätte er freigelassen werden können. Er stellte neun erfolglose Anträge. 2013 ordnete ein Gericht schließlich seine Haftentlassung an, doch die NAS intervenierte erfolgreich. Damit wurde Abdallah zum ältesten Langzeitgefangenen Frankreichs und steht in einer Reihe mit Mumia Abu Jamal und Leonard Peltier.

Abdallah soll am 25. Juli entlassen werden. Eine Auflage im Dezember 2024 war, dass er das Land umgehend zu verlassen habe. An ihm dürfte es nicht scheitern: Nach mehr als 40 Jahren Gefangenschaft in Europa wird Abdallah in seiner Heimat Libanon als Held gefeiert. Angesichts der prekären Lage in dem Land – seit die Hisbollah ihre Waffen ruhen lässt, gibt es niemanden, der sich dem israelischen Militär entgegenstellt; gleichzeitig geht PLO-Chef Mahmoud Abbas daran, die Palästinenser im Libanon zu entwaffnen –, könnte seine Heimkehr der Kampfmoral der Libanesen und Palästinenser wieder Auftrieb geben.

„Wir werden nicht vergessen“

Das Urteil ist letztinstanzlich und kann nicht angefochten werden. Trotzdem mischen sich bei Abdallahs Unterstützern Freude und Sorge über weitere Finten der Repressionsbehörden. Tom Martin, seit mehr als 15 Jahren aktiv in der französischen Solidaritätsbewegung zur Freilassung von Georges Ibrahim Abdallah, kommentiert gegenüber UZ: „Die Ankündigung seiner Freilassung ist in erster Linie ein Sieg für Georges Abdallah selbst, der ein Mensch blieb, der immer fest und ungebrochen zu seinen Prinzipien als kommunistischer Aktivist stand. Aber wir müssen wachsam sein, um sicherzustellen, dass keine politische Entscheidung diesen Gerichtsbeschluss unterwandert.“ Und er fügt hinzu: „Wir werden die 40 Jahre der politischen Verfolgung der französischen Behörden gegen ihn nicht vergessen.“

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