Zur Ukraine-Berichterstattung der UZ

Ideologischer Klassenkampf

Manfred Pohlmann, per E-Mail

In der „jungen Welt“ hat Stefan Siegert die wichtige Frage gestellt, was denn das Besondere am Krieg um die Ukraine sei. Dazu können wir unser Geschichtsbewusstsein bemühen und uns erinnern, dass jeder Krieg seit der Existenz von Klassen neben dem ökonomischen auch von einem ideologischen Klassenkampf geprägt wird. Spätestens seit 1995 ist der US-amerikanischen Administration klar bewusst, dass nach dem Zerfall des sozialistischen Weltsystems „rentable Diversionsmilliarden“ zugunsten der USA fällig würden, wenn es gelänge, den mächtigen (heute) „russischen Militärblock“ aus dem Weg zu räumen. Damit wäre der Zugriff auf die Ukraine und Russland sowie schlussendlich auf Eurasien insgesamt und die Hegemonie der USA auf Jahre gesichert. Heute wissen wir auch, dass die USA und ihre Verbündeten „diverse strategische Rohstoffe im Wert von 15 Milliarden Dollar, hunderte Tonnen Gold, Edelsteine usw. bekommen (haben). Für winzige Summen wurden uns mehr als 20.000 Tonnen Kupfer, fast 50.000 Tonnen Aluminium, 2. 000 Tonnen Zäsium, Beryllium, Strontium usw. übergeben. In den Jahren der sogenannten Perestroika in der UdSSR haben viele unserer Militärs und Geschäftsleute nicht an den Erfolg der bevorstehenden Operationen geglaubt. Nachdem wir die ideologischen Grundlagen der UdSSR erschüttert hatten, konnten wir ohne Blutvergießen den Staat, der die Hauptkonkurrenz für Amerika darstellte, aus dem Kampf um die Weltherrschaft ausschließen.“ (Willi Gerns, UZ vom 4. Oktober 2001) UZ-Leser wussten immer schon mehr. Die Zitate stammen aus dem Bericht einer geschlossenen Beratung des „Vereinigten Komitees der Stabschefs der USA“, festgestellt von keinem geringeren als Bill Clinton (25. Oktober 1995). Damit scheint das Besondere an diesem Krieg nach wie vor das Allgemeine, immer mit Ausbeutung und Imperialismus, Zusammenhängende zu sein. Die Möchtegern-Imperialisten in Deutschland träumen in diesem Fahrwasser von ähnlichen „Diversionsmilliarden“. 100 Milliarden sind bereits eingepreist.

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"Ideologischer Klassenkampf", UZ vom 22. April 2022



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