Am Pfingstmontag wusste man bei „tagesschau.de“ offenbar nicht, womit man die Seite füllen soll. Passend zum Feiertag wärmte die Redaktion ein altes Thema auf. Am 30. Mai hatte die Vize-Präsidentin des Verbands „Die Familienunternehmer“, Claudia Sturm, im SWR die Streichung von Feiertagen vorgeschlagen. Am Pfingstmontag könne auch gearbeitet werden, „weil ja viele sind ja gar nicht mehr in der Kirche“. Zur Rettung der deutschen Wirtschaft müsse die Arbeitsmoral gesteigert werden und alle sollten mehr arbeiten.
Natürlich gibt es dazu die passenden Rechenspiele aus der Wirtschaftsforschung. 8,6 Milliarden Euro könnten am Pfingstmontag zusätzlich aus den Arbeitenden gequetscht werden, hat Michael Hüther zusammengezählt. Widerspruch erntet der Direktor des „Instituts der deutschen Wirtschaft“ unerwartet aus den eigenen Reihen. Die Autoren einer Studie des „Institut RWI“ kommen zu dem Schluss, dass die Menschen in Deutschland in den letzten Jahren immer mehr arbeiten. Das habe der Entwicklung der Produktivität nicht geholfen. Es brauche Investitionen etwa in die Digitalisierung und mehr Fachkräfte. Was nichts anderes bedeutet als die Vernichtung von Arbeitsplätzen.
In der Schweiz sorgte der Direktor des Schweizer Arbeitgeberverbands in den letzten Tagen für heftige Diskussionen. „Man kann von den Arbeitgebern oder von der Wirtschaft nicht verlangen, dass sie Existenzsicherung betreiben. Irgendwo hört es auf“, beschwerte sich Roland Müller laut Online-Portal „Watson“. Der Staat dürfe die Unternehmer nicht zwingen, Löhne zu zahlen, die zum Leben reichen. Dafür gebe es schließlich die Sozialhilfe, an der sich die Unternehmen ja mittels ihrer Steuerabgaben beteiligten.
Sturm, Hüther oder Müller brauchen vermutlich keine geistigen Getränke, um an dem Wochenende, wo Christen die Ankunft des Heiligen Geistes feiern, auf ihre Ideen zu kommen. Die Streichung von Feiertagen und das Drücken der Löhne unter das Existenzminimum gehören zum Kapitalismus. In Abwandlung eines Hits der 1980er könnte man meinen, das Trio sänge: „Ja-ja-ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, ihr steigert für uns das Bruttosozialprodukt.“ Höchste Zeit, dass die Arbeiter, unabhängig von Weltanschauung und Parteibuch, solchen Schmarotzern den Marsch blasen.