Vom Debakel der Partei „Die Linke“ bei der Bundestagswahl bis hin zur Berliner Wahl zeigt sich doch, was es heißt, wenn der Praxis einer Partei keine fundierte Theorie der Ökonomie und Gesellschaft zugrunde gelegt ist. Alles, was über die Sondierungen der zukünftigen Koalitionäre bisher bekannt ist, beweist, dass jedwede politische Willensbildung im bürgerlichen Parlamentarismus lediglich ein Reflex auf die herrschenden sozialökonomischen Verhältnisse ist und nur als Tropfen auf den heißen Stein auf diese zurückwirken kann. Und dabei wollte die Partei „Die Linke“ mitspielen? Es geht doch immer gegen ein bestens organisiertes System der Kapitalherrschaft und einen dazugehörigen bürgerlichen Parlamentarismus, der (noch) genauso exzellent funktioniert wie nach der Französischen Revolution. Medienspektakel und Politprominententheatralik geben immer noch den Ausschlag für Wahlentscheidungen. Es wäre an der Zeit, genauso wie Karl Heinz Deschner eine Kriminalgeschichte des Christentums verfasst hat, eine Kriminalgeschichte des bürgerlichen Parlamentarismus zu verfassen. Die dürfte sicher mehr als zehn Bände umfassen.
Zu „Linke verrät Volksentscheid“, UZ vom 22. Oktober
Kriminalgeschichte des Parlamentarismus
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