Bei VW droht tausenden Leiharbeitern der Rausschmiss

Letzte Hoffnung: Sigmar Gabriel?

Von Klaus Wagener

Die Konsequenzen des VW-Großbetrugs könnten gravierend ausfallen. VW hat in den USA 480 000 Kfz nur mit Betrugssoftware zugelassen bekommen. Weltweit elf Millionen. VW verfügt offensichtlich nicht über die Fähigkeit das nachzubessern.

Die finanziellen Risiken des „Diesel-Gates“, das wohl kaum auf VW beschränkt bleiben wird, werden allein für VW im dreistelligen Milliardenbereich gesehen. Angesichts der 200-Mrd.-Dollar-Strafe für die US-Tabakindustrie (1998) sicher keine Übertreibung. VW ist mit Toyota der größte Konkurrent von GM. Machen die US-Behörden ernst, kann es für VW bitter werden.

Die IG Metall hat auf der VW-Betriebsversammlung T-Shirts und Buttons verteilt: „Ein Team – eine Familie.“ Betriebsratschef Bernd Osterloh wird mit den Worten zitiert: „Hier wird anständige und ehrliche Arbeit geleistet! Tag für Tag! Und Volkswagen ist ein tolles Unternehmen mit tollen Produkten.“ An dem Betrug seien „Einzelne“ schuld. Volkswagen habe „die Kraft, diese Krise gestärkt hinter sich zu lassen. Das geht nur gemeinsam, Management und Belegschaft.“ „Ein tolles Unternehmen“ und „tolle Produkte“! Ein Corpsgeist wie in den Gründerjahren.

Ob allerdings auch die 7 000 Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen mit zur „Familie“ gehören, ist nicht ausgemacht. Das Management glaubt eher nicht. Im Gegensatz zu Martin Winterkorn erwartet sie auch kein Goldener Handschlag. Der Betriebsrat hat erklärt, er werde „alle Möglichkeiten unterstützen, um die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zu sichern.“ Unterstützen – nicht organisieren.

Sigmar Gabriel hatte angekündigt, die Einbeziehung von Leiharbeitern in die Kurzarbeiterregelung prüfen zu wollen. Was von der CDU umgehend abgebügelt wurde. Dazu der Betriebsrat: „Wir sind der Bundesregierung dankbar, dass sie die Arbeitnehmer bei Volkswagen im Auge behält, die diese Krise nicht verursacht haben. Wir hoffen, der VW-Vorstand ist sich dessen auch bewusst.“ Hoffen …

Bernd Osterloh hatte auf der Betriebsversammlung das Augenmerk in eine etwas andere Richtung gelenkt: „Wir werden mit großer Konsequenz alles in Frage stellen müssen, was nicht wirtschaftlich ist. Gemeinsam werden wir die Finanzmärkte von der Kraft von Volkswagen überzeugen. Dahinter stehen wir als Belegschaft.“ Ein Statement, wie aus der Vorstandsetage. Aber vielleicht sieht sich Kollege Osterloh ja da.

So wie es aussieht, heißt die letzte Hoffnung der Leiharbeiter ausgerechnet Sigmar Gabriel. Das wäre dann ein weiterer Tiefpunkt, der an Tiefpunkten gewiss nicht armen VW-Story.

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"Letzte Hoffnung: Sigmar Gabriel?", UZ vom 23. Oktober 2015



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