Franc Stregone zur Hysterie um das Corona-Virus

Rückkehr der Sinophobie

Mit dem Aufkommen des Coronavirus ist die Sinophobie nach Australien zurückgekehrt, und die Frage ist: Wann wird der Rassismus enden?

Australien hat eine lange Geschichte des Rassismus, insbesondere gegenüber Chinesen. Bereits während des Goldrausches gab es berühmte Beispiele für sinophobe Aktionen, die das Leben vieler chinesischer Schürfer gefährdeten. Der Immigration Restriction Act (Einwanderungsbeschränkungsgesetz) von 1901 hat die chinesische Einwanderung weiter diskriminiert. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts hat Pauline Hanson mit ihrer fremdenfeindlichen Rhetorik einen Sitz im Parlament errungen, wo sie in ihrer Antrittsrede erklärt, dass Australien „von Asiaten überflutet“ werde.

Und jetzt, wo sich ein schreckliches Virus ausbreitet, ist alles, woran wir denken können, Schließung der Grenzen und die Aussperrung der Chinesen.

Diese Rhetorik über China und sein Volk ist nicht neu und basiert auf Angstmacherei.

Ein Beispiel für eine solche gefährliche Rhetorik sind die Bemerkungen von Reaktionären über die chinesische Ernährung, die zu einem großen Teil auf die Beschuldigung des Opfers hinauslaufen: „Wenn man solche ‚exotischen‘ Tiere isst, ist das zu erwarten!“

Ist das so? Ich frage mich, wie viele dieser Kommentatoren die Briten dafür verantwortlich machen, dass sie während des Ausbruchs des Rinderwahnsinns Rindfleisch gegessen haben? Ich würde sagen, keiner.

Der zur Schau gestellte Rassismus geht über „bloße“ Worte hinaus. Er beeinflusst das Leben der Menschen. Letzte Woche starb in Sydney ein Chinese an einem Herzinfarkt, weil man sich weigerte, ihn wiederzubeleben.

Und wie reagiert die Regierung Australiens auf die Massenhysterie um das Coronavirus?
Letzte Woche kündigte die Regierung Morrison für zwei Wochen ein totales Einreiseverbot für chinesische Staatsbürger nach Australien an.

Australische Staatsbürger und aus China einreisende Dauergäste werden nicht unter Quarantäne gestellt, sondern durch eine Temperaturkontrolle am Flughafen „durchleuchtet“. Wenn ihre Temperatur unter 37 Grad liegt, können Sie gehen. Auch dies ist keine todsichere Maßnahme, da das Virus möglicherweise tagelang keine Symptome zeigt. Wenn man bedenkt, dass nur ein Teil der aus China ankommenden Personen mit einem Einreiseverbot belegt ist (Chinesen, nicht Australier) und dass die Methode, mit der das Virus nachgewiesen wird, das Virus nicht wirklich nachweist, kann das Verbot auf jeden Fall als Blindgänger betrachtet werden.

Aber das war nicht der Sinn des Verbots. Dies war eine Gelegenheit, Premierminister Morrison nach seinem völligen Missmanagement der Buschfeuerkrise wieder zu einer entscheidenden, starken Führungspersönlichkeit zu machen. Die Tatsache, dass unsere Regierung etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung dafür dämonisiert, ist kein neues Unterfangen. Wir haben schon früher erlebt, wie eine Regierung nach der anderen andere Ethnien als Schachfiguren benutzt hat, um politische Punkte zu erzielen.

Wir dürfen nicht in diese Fallen laufen. Wir müssen die Ablenkungen unserer Regierungen ignorieren, die versuchen, uns gegen einen nicht existierenden Feind zu vereinen. Wir müssen alle Arbeiter zusammenbringen und gegen die Kapitalistenklasse und den systemischen Rassismus kämpfen.

The Guardian
Übersetzung und Bearbeitung: Melina Deymann

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"Rückkehr der Sinophobie", UZ vom 21. Februar 2020



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