Bayern München gewinnt die Champions League

Von relativ weit unten

Die Champions League für Männerfußball geht in diesem Jahr an den FC Bayern München. So wie schon die Meisterschale und den DFB-Pokal durften vergangenen Sonntag Manuel Neuer und Kollegen die europäische Henkeltrophäe gen Himmel recken.

Errungen war schon vor Anpfiff etwas: Champions-League-Finals mit deutscher Beteiligung müssen laut Rundfunkstaatsvertrag im Free-TV gezeigt werden. Weswegen niemand ohne Sky- oder DAZN-Abo sich in die nächste Sportbar drängeln musste, sondern vom Sofa via ZDF ins Lissabonner „Stadion des Lichts“ schauen konnte. Dort stand ein einsamer Oliver Kahn als Experte am Spielfeldrand. Alle Versuche, ihn mit Verweisen auf das legendäre Finale von 1999, als Manchester United kurz vor Ablauf der regulären 90 Minuten das Spiel drehte und Teddy Sheringham und der jetzige ManU-Trainer Ole Gunnar Solskjær ihm zwei einschenkten, scheiterten. Der „Torwart-Titan“ blieb geschmeidig.

So auch München, nachdem Paris in den Anfangsminuten mehrmals gefährlich vor Neuers Tor kam, dieser aber parierte, oder als Ángel di Maria sein rechtes Bein zum Schießen nehmen musste, statt es, wie sonst, nur dazu zu benutzen, nicht umzufallen. Auf der anderen Seite traf Lewandowski den Pfosten.

Auch nett gemeinte Fehlpässe von Alaba im eigenen Strafraum nutzten die Pariser nicht. Letztendlich blieb der Treffer des gebürtigen Parisers und Ex-PSG-Spielers Kingsley Coman in der 59. Minute der einzige des Abends. Thomas Tuchels Team spielte mit Rückstand völlig zahnlos nach vorne. Damit revanchierte sich die Männermannschaft der Bayern für das CL-Viertelfinal-Aus ihrer Frauen-Elf (1:2 gegen Lyon) am Vortag.

Zu all dem Höhenrausch sagte Thomas Müller nach der Siegerehrung: „Wir kamen von relativ weit unten. Vom Gefühl her auf jeden Fall. Im Herbst das Ganze … oh, jetzt wird mir ein bisschen schwummrig.“

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Über den Autor

Ken Merten (seit 1990) stammt aus Sachsen. Er hat in Dresden, Hildesheim und Havanna studiert. Seine Schwerpunkte sind die Literatur der Jetztzeit, Popkultur und Fragen von Klassenkampf und Ästhetik. 2024 erschien sein Debütroman „Ich glaube jetzt, dass das die Lösung ist“ im Berliner XS-Verlag.

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"Von relativ weit unten", UZ vom 28. August 2020



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