Das künstlerische Programm auf dem Festival der Jugend

Zeit für Gegenkultur!

Marie Reiling

Wer zum Festival der Jugend vom 6. bis 9. Juni kommt, kann sich neben inhaltlichen Runden und den vielen musikalischen Acts auch auf ein tolles Kulturprogramm freuen. „Zeit für Widerstand!” heißt nämlich auch Zeit für Gegenkultur. Freizeiträume wie Jugendzentren und Sportvereine schließen, Theater und Kino werden immer teurer – all das heißt, dass wir weniger bestimmen können, wo und wie wir unsere Freizeit verbringen. Beim Festival stellen wir deshalb selbst ein Programm auf die Beine, das unseren Inte­ressen entspricht und keiner Profitlogik unterworfen ist – ein Programm, bei dem wir uns damit beschäftigen können, was uns wichtig ist.

Das Kulturprogramm gibt den Festivalteilnehmern unter anderem die Möglichkeit, mit fortschrittlichen Autorinnen, Autoren und Kulturschaffenden direkt zu reden – zum Beispiel mit Mesut Bayraktar, dessen Roman „Aydin – Erinnerung an ein verweigertes Leben” das Schicksal der Gastarbeiter beleuchtet. Außerdem wird Silvia Gingold aus dem Buch „Paris – Boulevard St. Martin No. 11” ihres Vaters Peter Gingold lesen und von dem Kampf gegen das Berufsverbot vor dem Bundesverfassungsgericht berichten, mit einem Ausblick auf die Situation junger Lehrer:innen heutzutage.

Musikalisch gibt es zweimal Arbeiterlieder – einmal als „Vortrag mit Musik” von Kai Degenhardt, der aus der Geschichte der deutschen Arbeiterliederbewegung erzählt und singt, und am Sonntagabend mit dem Arbeiterliederabend der „Rotkehlchen“, die eine Reise durch die Bauernkriege, die Lieder der Commune, Lieder gegen den Krieg und vieles mehr vorbereitet haben.

Und wer eher auf Hiphop steht, kann im Workshop „Hiphop als Musik der Klasse” mit Marcus Staiger, dem ehemaligen Betreiber des Hiphop-Labels Royal Bunker, diskutieren, ob Hiphop jetzt überhaupt noch Widerstandsmusik ist oder doch nur reine Geldmacherei.

Es wird auch darum gehen, wie und von wem unsere Freizeit und unsere Kultur bestimmt werden: so wird im Workshop über Sexualität die Frage gestellt, welches Bild von Sexualität uns Werbung, Filme, Musik und Internet vermitteln, zu welchen Zwecken, und wie schon im Kapitalismus selbstbestimmte Sexualität aussehen kann. Und wir setzen uns mit der Erinnerungskultur der BRD auseinander: am Beispiel des Stalag 326, eines Kriegsgefangenenlagers in Ostwestfalen, dessen Gedenken seit Kriegsende 1945 umkämpft ist, wollen wir diskutieren, wie antifaschistische Gedenkarbeit im Wandel aussieht und was wir heute noch tun können, um unserem Motto „Gedenken heißt Kämpfen!” gerecht zu werden.

Neben den inhaltlichen Runden bietet der Kulturbereich auch Möglichkeiten, selbst kreativ zu werden. In der Werkstatt können Beutel und Schilder bemalt und Armbänder gebastelt werden. Und es finden praktische Workshops statt: zum Beispiel zu politischer Fotografie, dazu, wie man gute Reels für Instagram oder Tiktok dreht, wie man eine Rede schreibt oder wie man Nazi-Symbole in unseren Städten erkennt (und entfernt). Und wer schon immer mal sprayen und taggen lernen wollte, kann sich beim Infostand für den Graffiti-Workshop anmelden. Im „Theater der Unterdrückten” beschäftigen wir uns dann nicht nur mit Theater als politischem Mittel, sondern wollen auch selbst eine Szene erarbeiten und schauspielern. Also: im Kreativbereich kann man nicht nur zuhören und diskutieren, sondern auch selber machen!

Wer über den Platz schlendert, kann sich außerdem die Ausstellung von „Rheinmetall entwaffnen“ zur Zwangsarbeit beim Rüstungskonzern Rheinmetall ansehen.

Nach dem Musikprogramm klingen die Abende dann bei den Filmvorstellungen aus und man hat bei „Einmal und nie wieder”, einer Dokumentation über die 2023 verstorbene Antifaschistin Marianne Wilke, sogar die Möglichkeit, im Anschluss mit dem Regisseur Johannes Hör zu reden.

Zwischendurch kann man einfach mal in der Chillout Area die Seele baumeln lassen und ein Hörbuch hören. Oder man nimmt im Sportbereich am Fußballturnier teil oder lernt Kickboxen. Und natürlich darf auch der Hamburger Fünfkampf nicht fehlen!

Festival der Jugend
6. bis 9. Juni im Volkspark ­Batenbrock in Bottrop / Tageseintritt frei
Übernachtungsticket: ab 35 Euro (drei Tage Übernachtung mit Frühstück und Mittagessen) / Solidaritätspreis: 48 Euro
Spendenticket: 75 Euro
Tickets bei der SDAJ-Gruppe in deiner Stadt oder an der Abendkasse vor Ort
Weitere Informationen unter: www.festivalderjugend.de
Fragen gerne an: info@festivalderjugend.de
Crowdfunding: uzlinks.de/FdJ

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    "Zeit für Gegenkultur!", UZ vom 30. Mai 2025



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