UZ-Probeabo bringt alle an einen Tisch

Zusammenkommen

Von Uta Ständig

Uta Ständig ist Stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Brandenburg an der Havel der Partei „Die Linke“.

Wie hältst du es mit der DKP? Der Kreisverband der Linkspartei in Brandenburg an der Havel hält jedenfalls regelmäßigen Kontakt zur kleinen Gruppe hiesiger DKP-Genossen, die an einigen „linkslastigen“ Initiativen in der Stadt prominent beteiligt sind.

Auf Einladung der DKP trafen sich am 5. Oktober einige Mitglieder und Sympathisanten beider Parteien zu einem Meinungsaustausch. Anlass war ein Probeabo dieser Zeitung: Die DKP-Mitglieder hatten um Feedback zu ihrer Zeitung gebeten. Dazu war der UZ-Redakteur Werner Sarbok aus Essen angereist.

Das angeregte und konstruktive Gespräch dauerte vier Stunden. Dabei ging es schnell zur Sache, sprich: zu den Kernfragen. Warum ist es angesichts des herrschenden Zeitgeistes so schwer, Menschen für eine gerechtere Gesellschaft zu begeistern? Was ist für linke Ziele bekömmlicher: Mitregieren oder Opposition? Wie aktuell sind die Lehren der Klassiker des Marxismus; wie sind neuere Ansätze zu bewerten? Wie kritisch und analytisch gehen wir mit der Geschichte linker Bewegungen um? Wie viel Demokratie ist unter den Bedingungen der Herrschaft des Marktes und des Geldes überhaupt möglich? Wie demokratisch sind die Linken im Umgang miteinander? Inwiefern schränkt der „Konstruktionsfehler“ der Gewerkschaften, nur für ihre Mitglieder bzw. die Beschäftigten zu sprechen, ihre Handlungsfähigkeit ein?

Stichwort Mitregieren: Kontrovers fiel die Bewertung der kurzzeitigen Kooperation der Links- mit der CDU-Fraktion in der Brandenburger Stadtverordnetenversammlung aus. Hat sie unserem Profil geschadet oder dazu beigetragen, für wichtige Anträge eine Mehrheit zu bekommen? Oder beides? Wie viel Pragmatismus verträgt linke Politik? Dazu gibt es in der Linkspartei keine abschließende bzw. einheitliche Meinung, während die DKP-Vertreter betonten, dass es grundsätzlich schädlich sei, „mit dem Feind zu kungeln“. Allerdings wird ihre diesbezügliche Moral wegen der Abwesenheit von Alternativen auch auf keine harte Probe gestellt.

Ausführlich wurde die Frage erörtert, wer heutzutage zur Arbeiterklasse gehört, also historisch gesehen zur Hauptklientel der Linken. Horst Maiwald („Die Linke“) betonte: „Die DKP hat sich dazu deutlich früher als ‚Die Linke‘ positioniert, auch in dieser Zeitung. Die entsprechenden Denkansätze haben mich überzeugt.“ Die Runde war sich einig, dass mit „Arbeiterklasse“ unter heutigen Bedingungen alle „abhängig Beschäftigten“ gemeint sind. Das schließt dann auch zum Beispiel die Beschäftigten im gesamten Dienstleistungsbereich – vom Lokführer bis zur Blumenbinderin, vom IT-Spezialisten bis zur Hebamme – mit ein. Dass viele Beschäftigte diese Zuordnung nicht wahrhaben wollen, ist der erfolgreichen Teile-und-herrsche-Politik des imperialistischen Systems zu verdanken. Allerdings mangelt es der Linken bislang an überzeugenden Strategien, um gegen dieses „falsche Bewusstsein“ (Marx) anzugehen.

In der Debatte zeigte sich, wie sich die Politikstile zwischen den Parteien, aber auch innerhalb der Linkspartei unterscheiden – immer wieder ein Anlass für Auseinandersetzungen. Einig war sich die Runde aber darin, dass unsere Welt nur überleben kann, wenn nicht mehr Gott Markt regiert, wenn die Eigentumsfrage zugunsten der Vielen gelöst wird, kurz: wenn das Ziel einer gerechteren Gesellschaftsordnung nicht aus den Augen verloren wird. Nicht wenige Artikel der UZ haben hier Denkanstöße gegeben – so gesehen wurde sie ihren eigenen Ansprüchen gerecht.

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"Zusammenkommen", UZ vom 8. November 2019



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