Knapp 400 Künstlerinnen und Künstler haben inzwischen den offenen Brief unterzeichnet, in dem unter der Überschrift „Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz“ unter anderem ein Ende der Waffenlieferungen an Israel gefordert wird. Auch dieser Brief wird seinen Teil dazu beigetragen haben, dass der Bundeskanzler sich gezwungen sah, wenigstens alibimäßig die Waffenlieferungen auszusetzen, die „im Gazastreifen zum Einsatz kommen können“.
Entsprechend groß ist die Aufregung unter denen, die den Völkermord immer noch als „Selbstverteidigung“ gutheißen. Und auch die Medien versuchen krampfhaft, Kritikerinnen und Kritiker an dem Brief, seinen Unterzeichnern und ihren Intentionen zu finden. Ist nur nicht so einfach. Zu offensichtlich ist das Leid, das Hungern, das Morden in Gaza – trotz der oft irreführenden Berichterstattung.
Also müssen herhalten: Heinz Rudolf Kunze („Ich bin dagegen, Israel, nicht mit Waffen zu beliefern“), Johannes Gräßer als Leiter der Israelischen Kulturtage Thüringen und Sarah Maria Sander, die nach dem Besuch der Ernst-Busch-Schule lieber Israel-Aktivistin geworden ist als Schauspielerin. Die findet, es sei „Gratismut ohne Haltung“ sich gegen das Morden in Gaza zu stellen. Gähn. Aber an Niveaulosigkeit tun sich die drei nichts. Gräßer hat mit zwei weiteren einen offenen Brief an drei der Unterzeichner geschrieben, weil sie aus Thüringen kommen. Darin fragt er Sandra Hüller, Yvonne Catterfeld und Clueso dummdreist: „Wissen Sie, was das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Israel genau regelt? Kennen Sie belastbare Zahlen über deutsche Waffenexporte an Israel – und was konkret damit unterstützt wird? … Was sagen Sie zur systematischen Zweckentfremdung humanitärer Hilfe durch Terrororganisationen?“ Damit betet er die Propaganda Israels nach, die bisher die mediale Debatte in Deutschland bestimmte – und unbedingt weiter bestimmen soll. Also sucht man händeringend nach Hardcore-Israelfreunden, die aus dem Kulturbereich kommen und die ihre Kolleginnen und Kollegen als uninformiert, oberflächlich und publicitygeil darstellen. Gefunden werden nur wenige, kaum jemand möchte sich mehr als Propagandist für den Völkermörder zur Verfügung stellen.