SC Freiburg und HSV im Vergleich – Ständige Trainer- und Spielerwechsel bringen keinen Erfolg

Besser mit Gesicht

Von Hannes Schinder

In der Winterpause dürfen einige Spieler den Verein wechseln. Das betrifft vor allem jene Spieler, die bei ihren bisherigen Vereinen nicht gut spielen oder nicht ins Konzept passen. Dafür sollen neue, erfolgversprechende Spieler kommen.

Aber nicht nur Spieler werden rausgeschmissen, auch Trainer mussten wieder ihren Posten räumen. In dieser Saison waren das bisher acht. Und alle Jahre wieder trifft es dabei auch einen Trainer des HSV, dieses Mal Bruno Labbadia. Es ist für ihn bereits das zweite Mal, dass er frühzeitig den HSV verlassen muss.

Der Bundesliga-Dino HSV steckt wieder tief im Abstiegskampf, und es ist einfacher, den Trainer anstelle der Spieler zu entlassen, auch wenn Trainerwechsel selten langfristigen Erfolg bringen. Dieses Mal hat Markus Gisdol die undankbare Aufgabe bekommen, den HSV zu retten.

Seit 2007 durften sich 17 Trainer in der Hansestadt versuchen. Im Vergleich dazu hatte der SC Freiburg fünf Trainer in dem gleichen Zeitraum. Wobei Volker Finke 2007 nach 16 Jahren den SC Freiburg verließ. Macht also fünf Trainer in 26 Jahren.

Der SC Freiburg hat nicht nur geringere finanzielle Möglichkeiten als der HSV, er spielt derzeit auch wesentlich erfolgreicher unter dem Trainer Christian Streich. Eben dieser Herr Streich ist der dienstälteste Trainer in der Fußball-Bundesliga. Aber warum wechselt gerade ein Traditionsverein wie der HSV häufiger seine Trainer? Dies liegt wohl mit an der Vereinsstruktur.

In der Bundesliga spielen nur noch vier eingetragene Vereine – Freiburg, Mainz, Schalke und Darmstadt. Bei den anderen 14 Vereinen wurden die Profi-Abteilungen aus den Vereinen ausgegliedert, um so Investoren gewinnen zu können. Dies klappt in manchen Fällen besser als in anderen. Bei Bayern München sind mit je 8 Prozent Adidas, Allianz und Audi eingestiegen – und trotzdem behält bei Bayern die sportliche Leitung das Sagen. Nicht so beim HSV. Dort wurde 2014 die Fußballabteilung in die HSV Fußball AG ausgegliedert. Deren Eigentümer sind zu 91 Prozent der HSV e. V., zu 1,5 Prozent Helmut Bohnhorst, ein Agrarunternehmer und zu 7,5 Prozent Klaus-Michael Kühne, Mehrheitseigner der Kühne + Nagel Spedition. Diese Ausgliederung wurde nach der knappen Rettung in der Relegation in der Saison 2013/14 beschlossen und sollte der Beginn einer neuen Erfolgsära sein. Man träumte schon vom internationalen Geschäft. Doch was folgte? Die erneute Rettung in der Relegation.

Damals übernahm Bruno Labbadia kurz vor zwölf den Trainerposten und hielt den HSV in der ersten Liga. In der gleichen Saison stieg der SC Freiburg ab – mit einem Punkt weniger als die Hanseaten. Freiburg hielt am Trainer fest und schaffte mit Christian Streich den direkten Wiederaufstieg. In der aktuellen Saison steckt der HSV wieder im Abstiegskampf fest, während die Freiburger um die internationalen Plätze kämpfen.

Erfolg und Misserfolg kann man an vielen Faktoren festmachen. So hat der HSV einen aufgeblähten Vorstand mit elf Mitgliedern. Dessen Spitze bilden Präsident Jens Meier und der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen, ergänzt wird das durch die sportliche Leitung. Den Posten des Sportdirektors hat inzwischen Jens Todt inne. Im Vorstand herrscht auch deshalb viel Unruhe, weil sich Investor Kühne in das sportliche Geschehen einmischt und Einfluss nimmt auf Transferentscheidungen.

Beim HSV werden selbst im Vorstand oft die Posten getauscht. Auch das bringt Unruhe in den Verein, was sich irgendwann auf die Mannschaft auswirkt. Nur in der Transferpolitik zeigt der HSV Konstanz, zwar eine recht negative, aber immerhin. Denn der HSV bekommt es irgendwie hin, Spieler zu kaufen, die bis dahin gute Fußballer waren. Sobald sie beim HSV unterschrieben haben, läuft es dann nicht mehr so gut. Zu nennen sind da aus dem aktuellen Kader Nicolai Müller, Pierre-Michel Lasogga oder Aaron Hunt.

Bei der Kaderzusammenstellung ist kein Konzept zu erkennen. Man passt die einzelnen Mannschaftsteile nicht aneinander an. Dabei sind Abwehr, Mittelfeld und Sturm für sich genommen gut besetzt. Einziger Lichtblick ist Markus Gisdol, der es geschafft hat, der Mannschaft ein Spielsystem zu verpassen, das im Ansatz erfolgversprechend ist.

Im Gegensatz dazu glänzt der SC Freiburg durch eine beeindruckende Ruhe in der Führungsebene, der Vorstand besteht aus lediglich vier ehrenamtlichen Mitgliedern. Es gibt eine klare Vereinsphilosophie, die von vorne bis hinten durchgezogen wird. Es werden junge Spieler ausgebildet oder weiterentwickelt, um diese dann gewinnbringend zu verkaufen.

So etwas lässt der HSV vermissen. Ein Weg, dem Verein zumindest mal wieder ein Gesicht zu geben, scheiterte mit dem Versuch, den Enkel der HSV-Ikone Uwe Seeler, Levin Öztunali, zu halten. Man verlor ihn ausgerechnet Seiner Amtseinführung sollen ‚unzählige Stars‘ beiwohnen. an den Rivalen aus Bremen. Von dort wechselte er über Leverkusen nach Mainz. Übrigens auch ein Verein, in dem mehr Ruhe herrscht und wo den Spielern Zeit für ihre Entwicklung gegeben wird.

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"Besser mit Gesicht", UZ vom 13. Januar 2017



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