Er wurde zu einem Erfolg für Südafrika, mit dem kaum jemand mehr gerechnet hatte: der G20-Gipfel vom 22./23. November in Johannesburg. Er war in doppelter Hinsicht historisch. Zum einen war er der erste, der auf dem afrikanischen Kontinent stattfand. In Nord- und in Südamerika, in Asien und Australien, in Europa sowieso – überall hatte es bereits G20-Gipfel gegeben, nur in Afrika noch nicht. Zum anderen hatte die südafrikanische Regierung dieser Premiere auch dadurch Gewicht zu verleihen versucht, dass sie in die Vorbereitung des Events die Afrikanische Union (AU) intensiv einbezogen hatte, die wiederum seit 2023 den G20 angehört. Der Gipfel war damit der erste mit einer gewissen – wenn auch in den engen Grenzen, die das G20-Format zieht – afrikanischen Prägung.
Der Gipfel ist zugleich der erste seiner Art gewesen, den die Vereinigten Staaten gezielt zum Scheitern zu bringen suchten. Ihre Angriffe waren exzessiv. Südafrika selbst sah sich seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit ohnehin übelsten Attacken ausgesetzt – der absurden, infamen Behauptung vor allem, es verübe einen Genozid an seinem weißen Bevölkerungsteil. Es kam hinzu, dass Pretoria seinen G20-Vorsitz unter das Motto „Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit“ gestellt hatte – drei Tabus für eine Regierung wie diejenige in den USA, die auf Spaltung, Ungleichheit und kurzfristigen Profit setzt. Und man sollte nicht vergessen: Südafrika zählt zu den Gründungsmitgliedern der BRICS, die Trump ohnehin wüst attackiert, weil sie Teilhabe an der globalen Macht verlangen. Von seinen Zöllen etwa sind Brasilien (bis vor kurzem fast durchweg 50 Prozent), Indien (50 Prozent) und Südafrika (30 Prozent) ganz besonders betroffen.
Die Trump-Administration attackierte, torpedierte und sabotierte dementsprechend auch die südafrikanischen G20-Aktivitäten. Sie ließ ihre Delegierten allerlei Arbeitstreffen schwänzen, andere mit einer Vielzahl roter Linien blockieren. In Zusammenkünften, in denen es um die globale Gesundheitsversorgung ging, durfte der Begriff „universelle Gesundheitsversorgung“ nicht verwendet werden, während in Versammlungen, die die Energiepolitik betrafen, das Wort „Übergang“ im Kontext mit erneuerbaren Energien von den USA mit einem Veto belegt wurde, wie entnervte Delegierte anderer Staaten anschließend kopfschüttelnd berichteten. Trump hatte schon im September angekündigt, er werde nicht zum G20-Gipfel reisen. Am 7. November erklärte er dann, die USA würden das Treffen gänzlich boykottieren. Dass es in Südafrika stattfinde, sei „eine absolute Schande“, rotzte Trump.
Und was geschah? Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa gelang es überraschend, das Ruder herumzureißen. Schon am ersten Tag legte er eine Gipfelerklärung vor, obwohl Trump erklärt hatte, er werde das verhindern. Dass die Erklärung formal nicht im Namen aller, sondern nur der anwesenden G20-Staaten veröffentlicht wurde, tat der Sache keinen Abbruch. Sogar die EU, die kürzlich noch ihren eigenen Lateinamerika-Gipfel boykottierte, war inklusive der Staats- und Regierungschefs ihrer drei größten Mitgliedstaaten vertreten. Ramaphosa erklärte schließlich noch, protokollarisch sei es unmöglich, den Staffelstab des G20-Vorsitzes wie üblich auf dem jährlichen Gipfeltreffen offiziell weiterzugeben, wenn der künftige Vorsitz – die USA – dort bloß mit dem Geschäftsträger an ihrer Botschaft vertreten sei. Die Vereinigten Staaten werden zur formalen Übertragung der G20-Präsidentschaft also im südafrikanischen Außenministerium vorsprechen müssen. Was als ein Schlag gegen Südafrika gedacht war, endete letztlich als Bloßstellung der USA.


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