Zu „Machtkampf im Kaukasus“, UZ vom 20. November

In Unkenntnis des „Lawrow-Plans“

Volker Wirth, Berlin

Es entspricht nicht den Tatsachen, dass Russland „den Konflikt am Köcheln“ gehalten hat in Transkaukasien (auch als „Südkaukasus“ bezeichnet). Diese Unterstellung basiert auf der Unkenntnis des seit Monaten oder sogar Jahren vorliegenden „Lawrow-Plans“, der weitgehend – bis auf die jüngsten Gebietsverluste von Bergkarabach durch die aserbaidschanische Offensive vom 27. September bis zum 9. November – dem Waffenstillstandsabkommen entspricht. (…)

(Armeniens Präsident Nikol, d. Red.) Paschinjan hat vielleicht recht, dass ein solches Abkommen ohne diese eklatante Niederlage vom armenischen Volk nicht akzeptiert worden wäre – ähnlich wie Israel wollte auch das armenische Volk für Bergkarabach „Land und Frieden“, also die Anerkennung der armenischen Eroberungen von 1994 als endgültig. Das war international nicht durchsetzbar, weshalb es auch aus Moskau keinerlei „bedingungslose“ Unterstützung geben konnte.

Vor der Gefahr, Russland könnte nolens volens durch militärische Angriffe auf das Territorium Armeniens (in den Grenzen von 1991!) aufgrund vertraglicher Verpflichtungen in den Konflikt hineingezogen werden, hat „der Kreml“ Erdogan und Alijew gewarnt – und diese Warnung hat Wirkung gezeigt. Auch wenn Russland ein kapitalistisches Land ist, gibt es also immer noch einen gewaltigen Unterschied, ja Gegensatz zwischen seiner Friedenspolitik und der Anstachelung der Konfliktparteien, wie sie etwa Frankreich durch seine einseitige Parteinahme für Armenien und „Arzach“, die Türkei durch ihre pro-aserbaidschanische Haltung und militärische Unterstützung für Alijew betreibt. Und Deutschland? Es würde zu gern mitmischen, es weiß nur nicht wie. Lawrow hat nun auch ihm einen Riegel vorgeschoben. Gut so.

Kritik bitte sehr – aber fundiert sollte sie sein, statt die „Mainstream-Medien“ auch nur in einem einzigen Punkt nachzubeten.

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"In Unkenntnis des „Lawrow-Plans“", UZ vom 27. November 2020



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