Betr.: „Ein Politiker mit Realitätssinn – Am 20. August starb Egon Bahr“, UZ vom 28.8.2015, S. 10

Innere Schwächen?

Von Ernst Albrecht, Dormagen

Georg Polikeit hat in der UZ vom 28.8.2015 einen guten Beitrag zum Tod von Egon Bahr geschrieben.

Ich bin aber nicht damit einverstanden, wenn er mit Hinweis auf die Wiederherstellung des Kapitalismus in ganz Europa schreibt: „Dass es so kam, lag in erster Linie an den inneren Schwächen, an den ökonomischen und politischen Fehlentwicklungen in den sozialistischen Staaten selbst.“

Als Bürger der DDR sehe ich das anders. Wir haben diese Phase der weltweiten Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus auf Grund des sich zu unseren Ungunsten entwickelnden internationalen Kräfteverhältnisses verloren. Was heute als „innere Schwäche“ und „ökonomische und politische Fehlentwicklung“ interpretiert wird, hat primäre Ursachen (nicht allein, es gab auch Fehler!) darin, dass der Imperialismus ökonomisch und vor allem durch ideologische Diversion stärkere Potenzen zum Einsatz bringen konnte, und wir waren gezwungen, manche „Fehlentwicklung“ zuzulassen, um zu versuchen, das abzuwehren. Es ist zu einfach, das letztlich auf Unfähigkeit der sozialistischen Politik zur Gestaltung der sozialistischen Verhältnisse zu reduzieren. So kommt man schnell zu einer Wertung: „Selbst schuld“.

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"Innere Schwächen?", UZ vom 11. September 2015



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