Mit wessen Geld die Streikenden von Gräfenhausen bezahlt worden sind, ist unklar

Kein Geld von Mazur

Zweieinhalb Monate lang hatten Lkw-Fahrer der polnischen Mazur-Gruppe an der A5 im hessischen Gräfenhausen gestreikt, um ausstehende Löhne in Höhe von mehr als 500.000 Euro zu bekommen. Nachdem ein Teil ihrer Forderungen erfüllt worden war, beendeten sie den Streik am 30. September (siehe UZ-Blog vom 1. Oktober 2023). Von welchen Firmen sie jeweils wie viel Geld erhielten, blieb unklar. Verhandlungsführer Edwin Atema hatte gegenüber verschiedenen Medien gesagt, nicht alles Geld komme aus Polen.

Die noch zur Mazur-Gruppe gehörenden Speditionen Agmaz und Lukmaz haben zwischenzeitlich erklärt, von einer Einigung mit den streikenden Fahrern könne keine Rede sein. Die Fahrer hätten nach langen Diskussionen verstanden, dass die Speditionen nicht zahlen würden, sagte eine Agmaz-Sprecherin der FAZ.

Gegenüber UZ erklärte Edwin Atema am Mittwoch, er könne nicht kommentieren, ob und wie viel der ausstehenden Löhne Agmaz, Lukmaz und die während des Streiks verkaufte dritte Spedition der Mazur-Gruppe, Imperia, ihren Fahrern überwiesen hätten. Er bestätigte, dass die Unternehmen die Strafanzeigen, die sie gegen die Streikenden gestellt hatten, zurückgezogen haben.

Die Fahrer hatten mit ihrem Streik Aufmerksamkeit für die miserablen Arbeitsbedingungen in der Transportbranche geweckt und die Verantwortung deutscher Konzerne für die Einhaltung sozialer Mindeststandards in ihren Lieferketten betont.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte in seiner Rede auf dem ver.di-Bundeskongress Mitte September versprochen, eine Sonderprüfung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Gräfenhausen zu veranlassen. Zu einer solchen Prüfung war es dann am Montag vergangener Woche gekommen. Zu den Kunden der Mazur-Gruppe gehören große Baumarkt-Ketten wie Bauhaus, Hornbach, Obi und Toom, Autohersteller wie Audi und Porsche, Logistikfirmen wie DHL und DB Schenker und der schwedische Möbelkonzern IKEA.

Gegenüber UZ sagte Atema: „Das Wichtigste ist, dass deutsche Verantwortungsträger Verantwortung übernommen haben.“ Welcher „Verantwortungsträger“ sich an der Lösung beteiligte und welchen Betrag beisteuerte, benannte Atema nicht.

Die bestreikten Lkws hat die Mazur-Gruppe mittlerweile zurück bekommen.

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