Zum Internationalen Tag der Pflegenden hat die Gewerkschaft ver.di die Bundesregierung aufgefordert, umgehend für gute Rahmenbedingungen in der Kranken- und Altenpflege zu sorgen, um den Pflegekollaps abzuwenden. Die ständige Überlastung treibe nach wie vor viele Pflegekräfte aus ihrem Beruf, so ver.di. Es brauche bedarfsgerechte und verbindliche Vorgaben zur Personalausstattung, um den Teufelskreis von Personalnot, hoher Arbeitsbelastung und Berufsflucht zu durchbrechen.
Eine Blitzumfrage unter mehr als 100 Auszubildenden in Nordrhein-Westfalen, die ver.di Anfang Mai durchgeführt hat, belegt die hohe Belastung und mangelhafte Ausbildungsqualität in Pflegeeinrichtungen. 55 Prozent der befragten Auszubildenden gaben an, „nie“ oder „selten“ Zeit für praktische Anleitung zu bekommen – obwohl diese ein zentraler Bestandteil der Ausbildung ist. Besonders besorgniserregend: 28 Prozent berichten, „immer“ oder „häufig“ Überstunden leisten zu müssen, obwohl das Pflegeberufegesetz dies nur ausnahmsweise zulässt.
Die Konsequenzen sind gravierend: Nur etwa die Hälfte der Befragten plant, nach der Ausbildung in Vollzeit in der Pflege zu arbeiten. 12 Prozent ziehen sogar einen Berufsausstieg direkt nach dem Abschluss in Betracht.
Eine Auszubildende an einer Uniklinik habe berichtet, sie sei im zweiten Ausbildungsjahr gemeinsam mit einer ungelernten Hilfskraft für 30 pflegeaufwändige Patientinnen verantwortlich gewesen – ohne Erfahrung und ohne fachliche Anleitung. Eine andere habe geschildert, in einem Altenheim-Einsatz nur notdürftig eingearbeitet worden zu sein und anschließend zwei Monate lang allein einen Wohnbereich geführt zu haben. Praxisanleitung habe es nur einmal gegeben. Sie habe nicht das Gefühl gehabt, dort etwas Relevantes für ihr Examen gelernt zu haben.
Um eine gute Ausbildung gewährleisten zu können, braucht es mehr Personal, sowohl für die Ausbildung selbst als auch für den Arbeitsalltag, so ver.di.
Der Tag der Pflegenden ist ein internationaler Aktionstag. Das Datum, der 12. Mai, ist der Geburtstag von Florence Nightingale, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in der Pflege weltweit etwa 5,8 Millionen Fachkräfte fehlen. 80 Prozent der Pflegekräfte arbeiten in Ländern, in denen rund 50 Prozent der Weltbevölkerung leben. In reichen Ländern ist die Pflegedichte also noch relativ hoch.
In Deutschland liegt die Zahl der Pflegebedürftigen derzeit bei 5,7 Millionen – Tendenz steigend. Bis 2049 werden laut Statistischem Bundesamt zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Mehrere Initiativen haben für den 12. Mai zu einer Kundgebung vor dem Bundesgesundheitsministerium aufgerufen.