DKP in Regensburg bereitet 25. Parteitag mit Seminar zur Arbeiterklasse vor

Warum stehen die Füße still?

Das Thema Arbeiterklasse ist für den kommenden Parteitag gesetzt. Zur Vorbereitung der Diskussion des Antrags des Parteivorstands führten wir in Regensburg ein halbtägiges Seminar durch. Wir befassten uns mit den drei Aspekten des Klassenkampfs: ökonomisch, politisch, ideologisch.

Als Einstieg ging es um das Thema Ausbeutung. Hierzu nutzten wir die Materialien des Grundlagenkurses an der Karl-Liebknecht-Schule und arbeiteten heraus, dass die Arbeitskraft eine Ware ist und ihre Nutzung durch den Kapitalisten Mehrwert generiert. Ausbeutung ist somit grundsätzlich eine ökonomische und keine vorrangig moralische Kategorie. Das konnten wir am Beispiel der von Tönnies ausgebeuteten Metzger verdeutlichen. So berechtigt die Wut über die Grausamkeiten dieses Fleisch- und Wurstproduzenten ist: der Kern der Ausbeutung sind die niedrigen Produktions- und Reproduktionskosten der dort ausgebeuteten Arbeitskräfte.

Auf dieser Grundlage behandelten wir das Thema der Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse, grundsätzlich und in der konkreten Entwicklung. Hierbei war uns insbesondere wichtig, das Märchen vom Verschwinden der Arbeiterklasse zu widerlegen. In unreflektierter Übernahme von Daten der bürgerlichen Soziologie entdecken ja auch fortschrittliche Kräfte die „Dienstleistungsgesellschaft“. Es wurde herausgearbeitet, dass man beim Thema Dienstleistungen nicht den Frisör oder die Fußpflegerin vor Augen haben darf. Die bedeutsamste Entwicklung ist, dass viele Arbeitsleistungen, die früher in den jeweiligen Betrieben stattfanden, heute ausgelagert sind und nicht mehr dem produzierenden Gewerbe zugerechnet werden, obwohl sie es nach wie vor sind. Hier spielen Faktoren wie „Just-in-time“, die „Lagerhaltung auf der Straße“ und das Outsourcing von Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ebenso eine Rolle wie das Schaffen der technischen Voraussetzungen der industriellen Produktion durch Informationsverarbeitung (IT) aller Art. Viele Bereiche von Wissenschaft, Kommunikation und Logistik sind heute der modernen Produktion direkt untergeordnet. Die unter anderem durch die Automatisierung bedingte Rationalisierung ist ein gewichtiger Faktor für diese Verschiebungen. So kommen bürgerliche Statistiken zu einem Dienstleistungsanteil von 70 Prozent, eine völlig untaugliche Feststellung rein auf der Erscheinungsebene. Ausführlich besprachen wir, dass dies alles dennoch Auswirkungen auch auf den Bewusstseinsstand der Klasse hat – man ist nicht mehr „der Werker im Blaumann“.

Einen großen Raum nahm die Einordnung der Arbeiterklasse in Deutschland in die nationalen und internationalen Kämpfe ein. Die Bedeutung von Kooperation und Konkurrenz der imperialistischen Mächte – aktuell insbesondere Deutschland in seinem Verhältnis zu den USA – muss in die strategischen Überlegungen unserer Partei einbezogen werden. Gewichtig ist der Einfluss der Ideologie des Sozialdemokratismus, insbesondere in der IG Metall, also die Frage des Opportunismus, bei der Beurteilung der Kampfkraft der Klasse und weiterreichend der Entwicklung zur „Klasse für sich“. Aktuell stellt sich zum Beispiel die Frage, warum die Füße so still gehalten werden angesichts der Herausforderung „Heizung, Brot und Frieden“.
Es geht somit in der Tat um nicht weniger als eine klassenmäßige strategische Bestimmung unserer Arbeit, die auch „Bewegungen“ aller Art richtig einzuordnen weiß.

Wer nähere Informationen oder Unterlagen zu unserem Seminar will, kann sich gerne melden über bildung@dkp.de

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"Warum stehen die Füße still?", UZ vom 9. Dezember 2022



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